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Erdoğans Abreise lässt aufatmen.

Foto: AP, Martin Meissner

Gut, dass er wieder weg ist. Es gibt nur wenige Staatsgäste, deren Abreise in Deutschland für so große Erleichterung sorgt wie jene von Recep Tayyip Erdoğan. Drei Tage war der türkische Präsident in Berlin und Köln zu Gast, und viele hatten gemeint, er hätte eigentlich gar nicht eingeladen werden sollen.

Deutschland braucht die Türkei

Man kann das nachvollziehen, aber richtig wäre es nicht gewesen. Deutschland kann die Türkei nicht links liegenlassen – nicht bloß, weil sie die geopolitische Schnittstelle zwischen Europa, dem Nahen und dem Mittleren Osten bildet. Deutschland braucht die Türkei für das Flüchtlingsabkommen, außerdem sitzen Deutsche dort in Haft. Und schließlich leben 3,5 Millionen Türken in Deutschland.

Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier haben also einen Spagat zu bewältigen: Sie müssen mit Erdoğan im Gespräch bleiben, immer wieder Menschenrechte und Pressefreiheit anmahnen, sollen dazu aber kein allzu freundliches Gesicht zeigen.

Erdoğan hat es den Gastgebern nicht leicht gemacht

Das diplomatische Kunststück ist nicht gänzlich gelungen, zumal es Erdoğan den Gastgebern nicht leicht gemacht hat. Er zeigte den Islamistengruß, forderte die Auslieferung von "Terroristen" – darunter auch jene des ehemaligen Chefredakteurs von "Cumhuriyet", Can Dündar.

Also lässt sich aus dem Besuch eine Lehre ziehen: Über Politik wird weiterhin mit ihm gesprochen. Aber einen pompösen Staatsempfang gibt es nicht so schnell wieder. (Birgit Baumann, 30.9.2018)