Jubel.

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Francesco Molinari holte nicht weniger als fünf Punkte.

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Saint-Quentin-en-Yvelines – Nur eine Stunde von Disneyland entfernt haben die europäischen Golfer vor den Toren von Paris ein weiteres Ryder-Cup-Märchen geschrieben. Das Außenseiter-Team von Kapitän Thomas Björn entthronte vor mehr als 150.000 Zuschauern an den drei Tagen im Le Golf National mit tollen Schlägen und herausragendem Teamgeist den favorisierten Titelverteidiger USA um einen zahnlosen Tiger Woods.

Überragender Molinari

Den entscheidenden der 14,5 für den Triumph benötigten Punkte holte British-Open-Champion Francesco Molinari mit seinem Sieg im Einzel am Sonntag gegen Phil Mickelson. Der Italiener Molinari holte damit als erster Europäer überhaupt alle fünf möglichen Punkte bei einer Austragung.

Für die zahlreichen Fans des europäischen Teams wurde der Albatros Course am Wochenende zu einer Insel der Glückseligkeit, für die Gäste setzte sich dagegen der Auswärtsfluch fort. Die USA, die 2016 in Chaska/Minnesota mit einem 17:11 die Siegesserie der Europäer beendet hatten, warten damit weiter auf den ersten Sieg jenseits des Atlantiks seit 1993 im englischen Sutton Coldfield. "Ich kann nur den Hut ziehen vor den Europäern", sagte US-Kapitän Jim Furyk beeindruckt.

Nach einem schwachen Start am Freitagmorgen (1:3) schlug der Herausforderer zurück, angeführt vom "Team Moliwood". Molinari und Tommy Fleetwood (England) ließen ihren Konkurrenten in allen vier Vierern nicht die Spur einer Chance, dreimal gehörte Superstar Tiger Woods zu ihren Opfern.

Es war das erste Mal, dass ein europäisches Duo die maximale Ausbeute in der Vierern holte. "Was soll ich dazu sagen? Es war beeindruckend", sagte Thomas Björn über seine Musterschüler. Zur Krönung machte Molinari dann auch noch den Triumph perfekt.

Woods "ziemlich angepisst"

Dagegen passten Woods und der Ryder Cup auch in diesem Jahr nicht zusammen. Der 14-malige Majorsieger war am Freitagnachmittag entsprechend angefressen, konnte die Namen Molinari und Fleetwood nicht mehr hören und maulte: "Ich bin ziemlich angepisst, dass ich drei Matches verloren habe. Ich hatte dabei nicht einmal das Gefühl, schlecht gespielt zu haben."

Die Negativserie setzte sich am Sonntag fort, Woods verlor auch sein Einzel gegen den Spanier Jon Rahm (2 und 1) und blieb erstmals im Ryder Cup ohne Punkte. Und zum siebten Mal ging er mit dem US-Team als Verlierer vom Kurs, nur 1999 konnte er gewinnen.

Am Schlusstag erlebten die Fans entlang der Fairways und auf den gewaltigen Tribünen an den Grüns ein Wechselbad der Gefühle, sie erlebten Ryder Cup pur. Um 14.45 Uhr waren die Europäer auf dem Weg zu einem möglichen Rekordsieg (18,5:9,5), doch nicht einmal eine Stunde später drohte sich das Blatt zu wenden. Die Amerikaner drehten auf und hatten angesichts der Spielstände zu diesem Zeitpunkt sogar den benötigten 14:14-Ausgleich vor Augen.

Nervenstarke Europäer

Doch die Europäer behielten die Nerven. Als der Däne Thorbjörn Olesen völlig überraschend Jordan Spieth mit 5 und 4 bezwang und den ersten Sieg des Tages einfuhr, brandete ohrenbetäubender Jubel auf der Anlage auf. Für die restlichen Erfolge sorgten nach Jon Rahm noch "Mr. Ryder Cup" Ian Poulter (England) gegen den Weltranglistenersten Dustin Johnson und letztlich Molinari.

In zwei Jahren haben die Amerikaner die Chance zur Revanche. Der 43. Ryder Cup findet 2020 auf dem Whistling Straits Golf Course in Kohler im US-Bundesstaat Wisconsin statt. (sid, 30.9.2018)

Endstand Europa – USA 17,5:10,5

Freitag:

Fourballs (Vierer-Bestball): Jon Rahm/Justin Rose (ESP/ENG) – Tony Finau/Brooks Koepka (USA) 0:1 (1 auf), Rory McIlroy/Thorbjörn Olesen (NIR/DEN) – Rickie Fowler/Dustin Johnson (USA) 0:1 (4 und 2), Paul Casey/Tyrrell Hatton (ENG) – Jordan Spieth/Justin Thomas (USA) 0:1 (1 auf), Francesco Molinari/Tommy Fleetwood (ITA/ENG) – Patrick Reed/Tiger Woods (USA) 1:0 (3 und 1) – Zwischenstand 1:3

Foursomes (Klassischer Vierer): Henrik Stenson/Justin Rose (SWE/ENG) – Dustin Johnson/Rickie Fowler (USA) 1:0 (3 und 2), Ian Poulter/Rory McIlroy (ENG/NIR) – Bubba Watson/Webb Simpson (USA) 1:0 (4 und 2), Sergio Garcia/Alex Noren (ESP/SWE) – Phil Mickelson/Bryson Dechambeau (USA) 1:0 (5 und 4), Francesco Molinari/Tommy Fleetwood (ITA/ENG) – Justin Thomas/Jordan Spieth (USA) 1:0 (5 und 4) – Zwischenstand nach erstem Tag 5:3

Samstag:

Fourballs (Vierer-Bestball): Sergio Garcia/Rory McIlroy (ESP/NIR) – Tony Finau/Brooks Koepka (USA) 1:0 (2 und 1), Paul Casey/Tyrrell Hatton (ENG) – Rickie Fowler/Dustin Johnson (USA) 1:0 (3 und 2), Tommy Fleetwood/Francesco Molinari (ENG/ITA) – Patrick Reed/Tiger Woods (USA) 1:0 (4 und 3), Ian Poulter/Jon Rahm (ENG/ESP) – Jordan Spieth/Justin Thomas (USA) 0:1 (2 und 1) – Zwischenstand 8:4

Foursomes (Klassischer Vierer): Justin Rose/Henrik Stenson (ENG/SWE) – Dustin Johnson/Brooks Koepka (USA) 1:0 (2 und 1), Sergio Garcia/Alex Noren (ESP/SWE) – Webb Simpson/Bubba Watson (USA) 0:1 (3 und 2), Tommy Fleetwood/Francesco Molinari (ENG/ITA) – Bryson Dechambeau/Tiger Woods (USA) 1:0 (5 und 4), Rory McIlroy/Ian Poulter (NIR/ENG) – Jordan Spieth/Justin Thomas (USA) 0:1 (4 und 3) – Zwischenstand nach zwei Tagen 10:6

Sonntag (Einzel):

Rory McIlroy (NIR) – Justin Thomas (USA) 0:1 (1 auf), Paul Casey (ENG) – Brooks Koepka (USA) 0,5:0,5 (geteilt), Justin Rose (ENG) – Webb Simpson (USA) 0:1 (3 und 2), Jon Rahm (ESP) – Tiger Woods (USA) 1:0 (2 und 1), Tommy Fleetwood (ENG) – Tony Finau (USA) 0:1 (6 und 4), Ian Poulter (ENG) – Dustin Johnson (USA) 1:0 (2 auf), Thorbjörn Olesen (DEN) – Jordan Spieth (USA) 1:0 (5 und 4), Sergio Garcia (ESP) – Rickie Fowler (USA) 1:0 (2 und 1), Francesco Molinari (ITA) – Phil Mickelson (USA) 1:0 (4 und 2), Tyrrell Hatton (ENG) – Patrick Reed (USA) 0:1 (3 und 2), Henrik Stenson (SWE) – Bubba Watson (USA) 1:0 (5 und 4), Alex Noren (SWE) – Bryson Dechambeau (USA) 1:0 (1 auf)