Der Stolperstein für Hans Graber im Salzburger Andräviertel.

foto: stolpersteine salzburg

Salzburg – Die Debatte über den Ex-Verwaltungsrichterkandidaten Hubert Keyl führt in Salzburg nun zu einer deutlichen Reaktion. Keyl hatte ja als Vorsitzender des Personenkomitees "Soldaten sagen Nein zu Jägerstätters Seligsprechung" gegen die kirchliche Würdigung des Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter agitiert und ihn als "Verräter" bezeichnet.

Auf Initiative des Zweiten Landtagspräsidenten Sebastian Huber (Neos) hat sich die Salzburger Landeskoalition nun darauf verständigt, für einen Widerstandskämpfer aus den Reihen der deutschen Wehrmacht ein Denkmal zu errichten. Ein Antrag zur Ehrung des am 18. Februar 1944 in München-Stadelheim im Alter von 25 Jahren ermordeten Gefreiten Hans Graber wird am Mittwoch im Landtag eingebracht.

In der Folge könnte das Mahnmal auch um andere Widerstandskämpfer erweitert werden. Gemeinsam mit Graber wurde der aus der Steiermark stammende Oberleutnant Otto Horst mit dem Fallbeil hingerichtet.

"Keine Verräter, sondern österreichische Patrioten"

"Hans Graber und andere Widerstandkämpfer waren keine Verräter, sondern absolute Gegner des NS-Regimes und österreichische Patrioten", begründet Huber im STANDARD-Gespräch seine Initiative. Es gehe auch darum aufzuzeigen, dass Menschen aus dem Umfeld der Wehrmacht, aus dem soldatischen Umfeld, den Nazis die Stirn geboten haben.

Die Historiker Gert Kerschbaumer und Hanno Bayr haben die Geschichte von Graber recherchiert. Sie schreiben auf der Homepage der Salzburger Stolpersteine: "In der Begründung seiner Todesurteile heißt es, dass der Angeklagte Graber im Frühjahr 1940 unter dem Namen 'Heimatfront' eine illegale Organisation ins Leben gerufen habe, deren Ziel die Befreiung der 'Ostmark' vom Nationalsozialismus und die Wiederherstellung eines selbstständigen österreichischen Staates gewesen sei."

Stolpersteine und Straße

Die Geschichte von Hans Graber ist in Salzburg nicht unbekannt. Nach ihm wurde 1965 im Stadtteil Aigen eine kleine Straße benannt. 2015 wurden in der Paris-Lodron-Straße Stolpersteine für Hans Graber und Otto Horst verlegt. (Thomas Neuhold, 2.10.2018)