Pathfinder: Kingmaker
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Foto: Pathfinder: Kingmaker

Die rund um die Jahrtausendwende hochpopulären "klassischen" Rollenspiele in der Tradition von Baldur's Gate gelten vielen Fans als unvergessene ewige Lieblingstitel. In den letzten Jahren kehrt das lange Zeit vergessene isometrische Rollenspiel mit Macht zurück – durch Crowdfunding-Liebe alter Fans. Pillars of Eternity, Wasteland 2, die Divinity: Original Sin-Reihe und Planescape: Tides of Numenera haben in den letzten Jahren bewiesen, dass noch viel Leben im totgeglaubten klassischen Genre steckt.

Mit dem Herausforderer Pathfinder: Kingmaker kommt zum ersten Mal das populäre und global erfolgreiche Pathfinder-Pen-&-Paper-Rollenspielsystem zum Einsatz, ein überarbeiteter und modernisierter Ableger des klassischen D&D. Mit Chris Avellone im Team hat man sich den Kultautor von Planescape: Torment und vielen anderen CRPGs ins Boot geholt. Im Fantasy-Abenteuer Kingmaker ist man nicht nur klassisch als Abenteurer samt Gruppe in unzähligen Kerkern, Schlössern und in der Natur unterwegs, sondern muss sich auch als Regent über ein eigenes kleines Königreich beweisen.

Deep Silver

Was ist gelungen?

Für Fans klassischer Rollenspiele bietet sich in Pathfinder: Kingmaker ein Freudenmoment nach dem anderen: Vom umfangreichen Charakter-Erstellungssystem über viele taktische Möglichkeiten im pausierbaren Echtzeitkampf bis hin zu hervorragend vertonten Dialogen und Entscheidungsmöglichkeiten in einer wendungsreichen Handlung bietet "Kingmaker" alles, was das Genre ausmacht. Dank cleveren Alignment-Systems hat auch die moralische Gesinnung jedes Charakters – von "chaotisch böse" bis zu "rechtschaffen gut" – merkbare Auswirkungen auf Dialoge und Handlung.

In Sachen Präsentation gibt es nichts zu mäkeln: Hübsche Grafik und Kampfeffekte, orchestraler Sound und die erwähnte gut gelungene (englische) Sprachausgabe lassen keine Wünsche offen. Mit seiner riesigen Spielwelt, dem später hinzukommenden Management-Anteil, in dem nicht nur rollenspieltypische Abenteuer mit der Gruppe, sondern auch die Verwaltung des eigenen Königreichs gefragt ist, und vielen liebevollen Details ist Pathfinder: Kingmaker ein riesengroßes Paket an Hochglanz-Nostalgie.

Was ist weniger gelungen?

Pathfinder: Kingmaker ist auch in Sachen Gnadenlosigkeit nah am Original – mehr, als es das heutige Publikum eventuell zu schätzen bereit ist. Einzelne Zufalls- oder Story-Kämpfe können auch bei den unteren der sechs verschiedenen Schwierigkeitsgrade in Minutenschnelle die falsch vorbereitete Abenteurergruppe auslöschen, manche Gegner scheinen absurd übermächtig, bis man auf die richtige Strategie kommt, und wieder und wieder ist der Griff zum Save-File unvermeidlich. Für viele mag das ein zusätzliches Argument für das Spiel sein – Einsteiger und weniger an Hardcore-Erlebnissen interessierte Newcomer könnten dadurch schon auch die Lust verlieren, sich weiter in diese Welt zu vertiefen.

Was zumindest kurz nach Release ebenso für Groll sorgt, ist der technische Zustand des Spiels. Wie viele komplexe Rollenspiele laboriert auch Pathfinder: Kingmaker noch an Bugs, Glitches und sogar dem einen oder anderen Totalabsturz. Beides – Balancing- als auch technische Probleme – soll durch umfangreiche Patches behoben werden, versprechen die Entwickler; erste Hotfixes sind bereits erschienen.

Owlcat Games

Fazit

Ein Rollenspiel "wie früher" und nah am Pen-&-Paper-Original: In vielerlei Hinsicht löst Pathfinder: Kingmaker genau dieses Versprechen ein. Wer sich an den genannten Frustrationspotenzialen nicht stört, bekommt ein komplexes Spiel, das mit den zeitgenössischen Herausforderern Divinity: Original Sin und Pillars of Eternity auf seine ganz eigene Weise mithalten kann. Freunde klassischer Rollenspiele und Kenner des Pathfinder-Systems werden schon jetzt zufrieden sein; für alle anderen zahlt sich ein wenig Warten auf so manche "Entschärfung" vielleicht aus. (Rainer Sigl, 9.10.2018)