Hüseyin M. aus Braunschweig wird Beleidigung des türkischen Präsidenten Erdoğan auf Facebook vorgeworfen.

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Istanbul – In der Türkei ist offensichtlich schon vor mehreren Wochen ein weiterer Deutscher verhaftet worden. Hüseyin M. aus Braunschweig sei Ende August während eines Urlaubs in der Westtürkei in Haft genommen worden, berichtete der "Spiegel" am Montag. Türkische Behörden werfen ihm demnach Präsidentenbeleidigung auf Facebook vor. Im "Spiegel"-Bericht heißt es, dass M. per E-Mail von jemandem denunziert wurde.

Am 11. Oktober soll ein erster Prozesstermin anstehen. M. habe den türkischen Staatschef Tayyip Erdoğan in seinen Posts einmal als "Diktator" bezeichnet, ein anderes Mal als "Kindermörder". M. bestreitet das.

Dem Bericht zufolge hat M. seit 2012 ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Aus dem deutschen Auswärtigen Amt gab es zunächst keine Stellungnahme. Im "Spiegel" heißt es allerdings, dass deutschen Diplomaten der Kontakt zu M. bislang verwehrt wurde, ebenso seiner Frau – diese habe noch nicht einmal mit ihm telefonieren dürfen.

Offiziell fünf Deutsche in Türkei inhaftiert

Offiziell war zuletzt von fünf aus politischen Gründen inhaftierten Deutschen in der Türkei die Rede. Möglicherweise sind es aber mehr, denn Menschenrechtsorganisationen zufolge gab es in den vergangenen Wochen viele Festnahmen.

Bei Erdoğans Staatsbesuch in Deutschland am Freitag hatten sowohl die deutsche Kanzlerin Angela Merkel als auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Fälle der inhaftierten Deutschen angesprochen und eine schnelle Lösung gefordert. Im vergangenen Jahr hatte eine ganze Serie von Inhaftierungen die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei schwer belastet. Nach der Freilassung einiger prominenter U-Häftlinge Ende 2017 und Anfang 2018 – darunter der Journalist Deniz Yücel – verbesserten sich die Beziehungen leicht. (APA, red, 1.10.2018)