Bild nicht mehr verfügbar.

Mitarbeiter von "Whole Foods" protestieren.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JOE RAEDLE/

Amazon mischt seit ungefähr einem Jahr den Einzelhandel auf. Der Onlinehändler übernahm 2017 die Biosupermarktkette Whole Foods, zudem betreibt der Online-Riese auch Buchläden. Die Arbeitsbedingungen, gerade in Lagerhäusern, wurden in der Vergangenheit immer wieder angekreidet, nun gibt es auch von Seiten der Einzelhandel-Mitarbeiter Proteste. So moniert die Belegschaft gegenüber dem britischen "Guardian", dass Amazon versuche, sie in "Roboter" zu verwandeln.

Gewerkschaft gründen

Aus diesem Grund versuchen die Mitarbeiter nun, eine Gewerkschaft zu gründen. "Niemand vertraut Amazon", so einer der Initiatoren der Bestrebungen, sich zu formieren. "Es gibt Befürchtungen im Management, dass Amazon Mitarbeiter entlassen wird, wenn bestimmte Verkaufsziele nicht erreicht werden".

"Amazon versucht, alles, was möglich ist, aus seinen Mitarbeitern auszuquetschen", so die Kritik. Als Amazon-Prime-Rabatte eingeführt wurden, wurden Mitarbeiter erst zwei Wochen vorher darüber informiert – mehr Ressourcen erhielten sie nicht.

Neues System mit Kontrollen

Anfang September forderten die Initiatoren Mitarbeiter mittels eines Briefes dazu auf, ihre Bedenken zu diskutieren. Als einen der Gründe wird das neue "order-to-shelf-System" genannt, welches vorsieht, dass Produkte nicht gelagert werden, sondern direkt nach der Bestellung im Regal landen. Das System ist zwar zeit- und somit ressourcensparend, aber auch enorm anstrengend für Mitarbeiter, da sie keine Lager führen und somit jederzeit genau abschätzen müssen, wie der aktuelle Bestand ist.

Whole Foods hatte es bereits vor dem Kauf durch Amazon eingeführt, mit dem Konzern an der Spitze ist es aber noch weiter vorangetrieben worden. Dabei werden auch Punktesysteme genutzt, um sicherzustellen, dass sich Geschäfte sich an die Vorgaben halten. Mit diesen wird etwa kontrolliert, wie genau die Beschilderung im Geschäft wird oder ob Diebstahl richtig aufgezeichnet wird. Da die Leistung des einzelnen ebenfalls gemessen wird, fühle es sich bereits belastend an, Kollegen zu helfen, wenn sie das brauchen. Auch sei es für sie nicht mehr möglich, sich die notwendige Zeit zu nehmen, um Kunden zu beraten.

Wie der "Guardian" berichtet, trauten sich die meisten Mitarbeiter nicht, sich zitieren zu lassen. Amazon würde Manager trainieren, gegen Gewerkschaftsgründungen zu arbeiten.

Mehr Arbeit, weniger Geld

"Wir wollen zu dem Punkt zurückkehren, an dem wir vor einigen Jahren waren", sagt ein Mitarbeiter von Whole Foods zu dem "Guardian". Seitdem Amazon die Kette übernommen habe, sei die Zahl der Mitarbeiter gesunken, gleichzeitig aber der Arbeitsaufwand gestiegen. Auch werde das Budget für Geschäfte in unterschiedlichen Regionen fix vergeben, weswegen sein Geschäft die Kühlgeräte nicht ersetzen könne. "Wir wurden erst vor dem zweiten Unternehmen mit einem Börsenwert von einer Billion gekauft, können uns aber keine Kühlschränke leisten", so der Mitarbeiter.

Amazon kündigt höhere Mindestlöhne an

Amazon hat angekündigt, den Mindestlohn für seine Mitarbeiter auf 15 Dollar pro Stunde zu erhöhen. Davon sollen nicht nur die 250.000 fest angestellten Beschäftigten profitieren, sondern auch die rund 100.000 Leiharbeiter, die für das Weihnachtsgeschäft dazukommen. Der staatlich vorgegebene Mindestlohn in den USA liegt aktuell bei 7,25 Dollar pro Stunde. (red, 2.10.2018)