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US-Präsident Donald Trump führt sich auf wie ein Berserker.

Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Die Frage ist eben immer, ob es einen tröstet, wenn es anderswo politisch noch ekelhafter zugeht, oder ob man das als Menetekel lesen sollte, als Warnung, was sonst noch alles möglich ist. Etwa wieder einmal der eineinhalbstündige Auftritt Donald Trumps am Montag in Sachen neue Nafta: Wenn der amerikanische Präsident eine Journalistin, noch bevor sie ihre Frage gestellt hat, anstrudelt "I know you are not thinking. You never do", reibt man sich die Augen.

Und doch ist es wahr. Da steht der US-Präsident und führt sich auf wie ein Berserker – und die Gefahr ist, dass wir uns daran gewöhnen. Denn Auflösungserscheinungen der politischen Contenance gibt es auch in Europa zur Genüge, und da nicht nur auf dem Minoritenplatz in Wien.

Ein Politiker der italienischen Regierungspartei Cinque Stelle fühlte sich bemüßigt, auf Facebook – wo sonst – dem Partito Democratico (PD), der seine Mitglieder zu einem Protestmarsch gegen die Regierung nach Rom geladen hatte, Empfehlungen zu geben. Sie sollten nach Alterskrankheiten gruppiert marschieren: "Vorne die Diabetiker, Prostatakranke links, Alzheimerpatienten und Demente rechts, hinten die mit Osteoporose, damit sie den Zug nicht aufhalten."

Nach einem Aufschrei der Empörung entschuldigte er sich. Wetten werden angenommen, dass er nicht zurücktritt. Das sieht das heutige Politiker-Berufsethos nicht vor. (Gudrun Harrer, 2.10.2018)