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Ein Soldat auf dem australischen Kriegsschiff HMAS Newcastle während des Manövers "Kakadu".

Foto: Reuters/Gralow

Australien befindet sich in der größten Aufrüstungsphase seiner Marine seit dem Zweiten Weltkrieg. Unter dem 2017 verabschiedeten "Naval Shipbuilding Plan" wird Canberra in den kommenden Jahren 90 Milliarden australische Dollar (56 Milliarden Euro) in neue Schiffe und U-Boote investieren. Eine weitere Milliarde Dollar (620 Millionen Euro) soll in den Bau moderner Schiffswerften fließen und dutzende Millionen Dollar in die Ausbildung von Facharbeitern. Ziel der historischen Aufrüstung: Australien will seine Position als Speerspitze des Westens im Pazifik festigen.

Wie weit das Land auf diesem Weg bereits fortgeschritten ist, zeigte es zuletzt im Norden des fünften Kontinents. Die Streitkräfte von 26 Ländern trafen sich im September in der Stadt Darwin zur Manöverübung "Kakadu". Zu der Mammutparade kriegerischer Hardware unter australischer Führung war ein unerwarteter Gast eingeladen: China. Wie die bisherige Verteidigungsministerin und neu ernannte Außenministerin Marise Payne erklärte, hätten Australien und China in der Frage der Verteidigung eine "produktive" Beziehung, die "Transparenz ermöglicht und Vertrauen aufbaut".

Wie groß das Vertrauen wird, muss sich jedoch erst zeigen. Denn eigentlich sieht die australische Regierung China als eine der größten Bedrohungen für den Weltfrieden. Pekings expansionistische Bemühungen im Südchinesischen Meer sowie der Versuch der Kontrolle wichtiger Handelsrouten haben Australien in den letzten Jahren immer wieder in Konflikt mit Peking gebracht. Ein Papier der konservativen Regierung in Canberra hatte China schon vor zwei Jahren als führenden Urheber der zunehmenden politischen Instabilität in der Region Asien/Pazifik identifiziert.

Künstliche Inseln

Das Dokument spricht von einer "strategischen Spannung zwischen China und den Vereinigten Staaten". Territoriale Streitigkeiten – wie der Bau künstlicher Inseln durch China im Südchinesischen Meer – hätten "in unserer Region zu Unsicherheit und Spannungen geführt".

Die australische Marine spürt den schwelenden Konflikt regelmäßig selbst: Im April wurden im Südchinesischen Meer drei australische Kriegsschiffe von der chinesischen Marine davor gewarnt, einem von China durchgeführten Manöver zu nahe zu kommen. Australische Militärflugzeuge werden von der chinesischen Luftwaffe immer wieder in forschem Ton aufgefordert, sich aus dem internationalen Luftraum um die von China beanspruchten Inseln fernzuhalten.

Doch Australien will sich von solchem Imponiergehabe nicht beeindrucken lassen, denn es sieht sich in einer wichtigen Rolle. "Australien ist der Hilfssheriff der USA", hatte der frühere australische Premierminister John Howard 2004 gesagt. Damals für vermeintliche "Unterwürfigkeit" gegenüber Washington kritisiert, hat diese Einschätzung bis heute nicht an Bedeutung verloren. Ob Irak oder Afghanistan: Australien marschiert seit Jahrzehnten Hand in Hand mit den USA.

Nahtlose Technologien

An dieser Situation hat auch US-Präsident Donald Trump nichts geändert. Im Gegenteil: Das Machtvakuum, das der erratische Politiker als Folge seiner "America first"-Rhetorik im Pazifik hinterlässt, habe die Rolle Canberras in der Region gestärkt, sagen Beobachter.

Australien will in den kommenden Jahren seine Verteidigungsausgaben von 1,8 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. An diesem Ziel solle selbst dann festgehalten werden, wenn es der Konjunktur schlechter gehe – so der kürzlich nach einem parteiinternen Konflikt aus dem Amt geworfene Ex-Premier Malcolm Turnbull. Die Pläne sehen neben der Aufrüstung auf dem Wasser eine Expansion der australischen Berufsarmee vor. Außerdem soll die Armee Hubschrauber und Drohnen erhalten.

Wie tiefgreifend die Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften ist, zeigt die Forderung nach nahtlosen Technologien: Amerikanische Waffensysteme sollen von australischen Streitkräften bedient werden können und umgekehrt. So muss es nicht erstaunen, dass laut dem Marine-Sicherheitsexperten Sam Bateman rund 60 Prozent aller australischen Verteidigungsausgaben in den Kauf amerikanischer Rüstung fließen. (Urs Wälterlin aus Canberra, 3.10.2018)