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Der russische Präsident Wladimir Putin trifft seinen serbischen Counterpart Aleksandar Vučić im Kreml.

Foto: AP/Yuri Kadobnov

Moskau/Prishtina – Am Dienstag besuchte der serbische Präsident Aleksandar Vučić den russischen Staatschef Wladimir Putin in Moskau. Er wolle Putin um Unterstützung in der Kosovo-Politik bitten, sagte Vučić. Zuvor hatte er sich über seinen kosovarischen Amtskollegen Hashim Thaçi aufgeregt, weil dieser von der Sonderpolizei begleitet worden war, als er kürzlich den Nordkosovo besuchte.

Jenseits von diesen politischen Inszenierungen verfolgen Vučić und Thaçi, die ständig in Kontakt sind, das gleiche Ziel: Sie treten für eine Grenzänderung des Kosovo ein, obwohl eine solche der kosovarischen Verfassung und dem Ahtisaari-Plan widersprechen würde. Putin hat sich zu diesen Ideen noch nicht geäußert. Viele Beobachter vermuten allerdings, dass er Grenzänderungen auf dem Balkan nützen könne, um die Annexion der Krim zu legitimieren.

Putin unterstützt Serbien

Vučić sagte nach dem Treffen, Putin unterstütze die territoriale Integrität Serbiens. Zur Grenzänderungsidee meint er: "Ich dachte, es wäre eine vernünftige Lösung, aber sonst hat das niemand gedacht." Im Kosovo findet die Idee keinen Anklang. Am Samstag protestierten tausende Kosovaren gegen einen Gebietsaustausch nach ethnischen Kriterien.

Weil Thaçi keine Unterstützung im eigenen Land hat, will er offenbar das Parlament übergehen. Er hat er sich bereits mit der Frage, ob ein Abkommen mit Serbien, das nur er unterschreiben würde, als ratifiziert gelten würde, an das kosovarische Verfassungsgericht gewandt. Serbien soll im Zuge der EU-Annäherung ein Abkommen mit dem Kosovo unterschreiben, das alle bilateralen Fragen klärt.

Lobbying für Gebietstausch

Grenzänderungen, also die Teilung des Kosovo, waren von serbischer Seite zwar immer wieder vorgeschlagen worden, aber bisher nicht als Teil des Abkommens angedacht. Doch nun lobbyieren seit Monaten europäische Politikberater, die den Sozialdemokraten nahestehen, für diese Option. Der ehemalige serbische Außenminister Vuk Jeremić sagte kürzlich, der britische Ex-Premier Tony Blair bekomme angeblich 150.000 Dollar pro Monat aus dem Nahen Osten für Beratungen, um die Grenzänderung umzusetzen. Es würde hinter verschlossenen Türen verhandelt.

In Österreich unterstützt der Diplomat Wolfgang Petritsch die serbische Regierung in dieser Frage. Vučić wurde in der Vergangenheit auch von den Ex-Kanzlern Alfred Gusenbauer und Gerhard Schröder beraten. (Adelheid Wölfl, 2.10.2018)