Mehr als 300 Miet- und Eigentumswohnungen baut die Buwog unter dem Namen "Rivus" im Südwesten von Wien. In einem Vertrag mit der Stadt hat sie sich zu zahlreichen Zusatzeinrichtungen verpflichtet.

Foto: Buwog

Im Bauträgerfachjargon wird selbst das kleinste Bächlein zum bedeutenden, medial mitreißenden Strom. So geschehen etwa im Falle des beschaulich vor sich hin plätschernden Liesingbachs, über den man mit etwas Anlauf sogar springen könnte und der dem benachbarten Stadtentwicklungsgebiet an der Breitenfurter Straße allen enden wollenden Dimensionen zum Trotz den beeindruckenden Namen "Rivus" beschert. Obwohl vom aquatischen Flair hundert Flussbreiten von der Liesing entfernt nicht viel zu spüren ist, scheint sich das heterogene Projektgebiet dennoch zu einem gut durchmischten Grätzel zu entwickeln.

Ursprünglich hätte auf den ehemaligen Unilever-Gründen – der Konzern hat den Standort 2002 verlassen – ein Shopping- und Fachmarktzentrum entstehen sollen. Im Zuge diverser Umplanungen und Umwidmungen entschied man sich, das Areal für Wohnen zu nutzen und mit Ganztagsvolksschule, Kindergarten, Supermarkt und gut sortiertem Baumarkt aufzuwerten. Während die einzelnen Wohnhäuser über eine weitläufige Parkfläche verteilt sind, gruppieren sich die punktuellen Gewerbeflächen um eine rund 1500 Quadratmeter große Piazza.

Spatenstich 2017

"Das Rivus ist sicherlich eines unser besten Projekte, wenn es um urbane und funktionale Durchmischung geht", sagt Ingrid Fitzek-Unterberger, Bereichsleiterin Kommunikation der Buwog Group. "Wir durchweben das Areal nicht nur mit städtischer Infrastruktur, die bei einem so großen Areal absolut unverzichtbar ist, sondern kombinieren hier auch unterschiedliche Rechtsformen miteinander." 2017 erfolgte der Spatenstich. Während manche Bauteile bereits übergeben sind, ist die Gesamtfertigstellung der Wohnhausanlage für Ende des Jahres vorgesehen.

In Summe errichtet die Buwog 181 Mietwohnungen nach der Wiener Wohnbauinitiative – also niedrige Miethöhen wie in einem geförderten Wohnbau, ohne dass der Mieter dabei auf objektive Förderwürdigkeit angewiesen ist – sowie 130 freifinanzierte Wohnungen mit Quadratmeterpreisen zwischen 2900 und 4500 Euro. Hinzu kommen weitere 154 Wohnungen in Miete, in Eigentum sowie zu günstigen Smart-Konditionen, die der gemeinnützige Bauträger Arwag im östlichsten Zipfel des Grundstücks realisiert. Die Bandbreite umfasst Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen zwischen 46 und 124 Quadratmetern.

Wie bei den meisten Kollegen der Branche sind die unterschiedlichen Rechtsformen auch bei der Buwog auf mehrere Gebäude, auf sogenannte "Villen", aufgeteilt. "Sobald man Miete und Eigentum in einem Bauteil kombiniert, entsteht in der Hausverwaltung ein erheblicher Mehraufwand", sagt Fitzek-Unterberger. "Daher haben wir uns bei diesem Projekt entschieden, Miete und Eigentum hausweise zu trennen." Augenscheinliche Unterschiede werde es in der Ausstattung kaum geben. Vielmehr konzentrieren sich die eigentümlichen Gustostückerln auf versteckte haustechnische Werte wie etwa Fußbodenheizung in den Wohn- und Sanitärräumen.

Hochwertiger Freiraum

"Dass hier eine solch hohe infrastrukturelle Qualität erzielt werden konnte, ist kein Zufall", erklärt der Architekt Peter Lorenz, der die Anlage gemeinsam mit BEHF Architekten und Hillinger Mayrhofer plante. "Das war der erste städtebauliche Vertrag, der in Wien je zur Anwendung gekommen ist. Zu den geforderten Kriterien gehört nicht nur eine hochwertige Freiraumplanung mit Spielplätzen und luftig gestalteten Garagenaufgängen, sondern auch eine enge Abstimmung des Energiekonzepts mit der Magistratsabteilung 22 (Umweltschutz)." Teil des Vertrags war auch eine hochwertige Fassadengestaltung zur Breitenfurter Straße, die der Architekt als Lochgitter in unterschiedlichen Lochungen und Lackierungen ausführte.

Was man nicht weiß: Von Rivus nach Mediterranea ist es gar nicht so weit. Als chromatisch gepixeltes Vorbild diente hier nämlich ein Sonnenuntergang in Triest. (Wojciech Czaja, 3.10.2018)