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Ein im Juni aufgenommenes Bild des Zeltlagers Tornillo in Texas.

Foto: Reuters/Mike Blake

Tornillo/Wien – In Nacht-und-Nebel-Aktionen, so die New York Times, seien hunderte Migrantenkinder aus allen Teilen der USA in Busse gesetzt und in eine Zeltstadt gefahren worden. In Tornillo, einer Stadt in der texanischen Wüste, nicht weit entfernt von der mexikanischen Grenze, gab es in den vergangenen Wochen stetigen Zuwachs. Die Kinder wohnten unter anderem bei Pflegeeltern, so der Bericht, in Kansas oder in New York. Sie erhielten dort eine Schulausbildung und hatten regelmäßig Kontakt zu ihren Rechtsvertretungen, die sich ihrer Fälle angenommen hatten. Nun wurden sie umgesiedelt, ohne Vorwarnung, um einer Flucht vorzubeugen.

Bildung, Rechtsvertretung: Das gibt es in Tornillo – wenn überhaupt – nur eingeschränkt. Auch sonst sind die Bedingungen für die Kinder in der Zeltstadt fragwürdig. Eigentlich war sie bei ihrer Eröffnung im Juni für eine Dauer von 30 Tagen für etwa 400 Personen gedacht. Es war die Zeit, als Fotos von Kindern hinter Zäunen oder eben aus Tornillo um die Welt gingen.

Zeltstadt ausgeweitet

Damals, erntete US-Präsident Donald Trump internationale und auch parteiinterne Kritik dafür, Migrantenkinder von ihren Eltern zu trennen. Nun wurde im September die Zeltstadt ausgeweitet, um bis zu 3800 Personen Platz zu bieten, laut New York Times soll sie zumindest bis Ende des Jahres bestehen bleiben.

Dem Bericht zufolge sind die US-Behörden damit beschäftigt, mehr als 13.000 Migrantenkinder unterzubringen – so viele wie noch nie. Mehr als 1600 von ihnen sind aktuell in Tornillo untergebracht.

Verwandte haben Angst

Jene, die von ihren Eltern getrennt wurden, sind dabei nur die Minderheit. Die meisten haben die Grenze in die USA unbegleitet überschritten. Sie bleiben eigentlich in staatlicher Obhut, bis sich Personen finden, zumeist Verwandte oder Freunde, die sie aufnehmen, bis ihre Einwanderungsfälle vor Gericht entschieden werden. Diese sind aber zumeist selbst illegal eingewandert und fürchten, selbst ins Visier der Behörden zu geraten, wenn sie sich melden, so die Zeitung. Erst letzte Woche wurde bekannt, dass viele, die sich deshalb gemeldet haben, festgenommen wurden.

Umso schwieriger sei es demnach nun, die Kinder woanders unterzubringen. Die Zeit, die sie in staatlicher Obhut verbringen mussten, ist seit dem vergangenen Jahr von 34 auf 59 Tage gestiegen. Menschenrechtler plädieren dafür, sie so bald wie möglich in andere Unterkünfte zu befördern, wo auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden kann.

In größeren Einrichtungen wie jener in Tornillo, heißt es gegenüber der New York Times, bestehe die Gefahr, dass sie depressiv werden, traumatisiert oder sich ein bereits bestehendes Trauma verstärkt. (ksh, 3.10.2018)