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Sotschi/Suzuka – Ohne Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, erzählte Esteban Ocon einmal, würde er wohl in einem Schnellimbiss Burger wenden. Die flapsige Bemerkung des Franzosen hatte aber einen ernsten Hintergrund. Ende 2014 wäre Ocons Karriere der Sprit ausgegangen, hätte ihm der Österreicher nicht geholfen. In die Formel 1 hat es der 22-Jährige längst geschafft, für Force India sammelt er regelmäßig Punkte.

Um seine Zukunft in der Königsklasse des Motorsports muss das PS-Talent dennoch ernsthaft bangen. Ocon fehlt, was zum Beispiel sein bester Kumpel im Fahrerlager hat: eine millionenschwere Mitgift. Damit können Piloten wie Williams-Mann Lance Stroll im Verdrängungskampf um ein Cockpit für die kommende Saison für sich werben. Gespür für Kurven und Geschwindigkeit sind dann zweitrangig.

"Superstar der Zukunft"

Wolff sagte einmal, Ocon werde sich zu einem "Superstar der Zukunft" entwickeln. Dem Wiener ist daran gelegen, dem Mercedes-Zögling die bestmöglichen Entwicklungschancen zu bieten. Und vor einigen Wochen wähnte sich Wolff auch am Ziel. McLaren und Renault waren in der Auswahl, Ocon für 2019 unter Vertrag zu nehmen. Renault entschied sich dann aber für Klassemann Daniel Ricciardo von Red Bull, McLaren sicherte sich die Dienste von Carlos Sainz.

Wolff klagte damals, dass "einige Menschen einfach nicht den Mumm" gehabt hätten, zu ihrem Wort zu stehen. Vor allem Renaults Schachzug trotz kolportierter Abmachung doch auf Ricciardo umzuschwenken, dürfte den Mercedes-Motorsportchef in Rage gebracht haben. Nicht "alle guten Jungs" würden ein Cockpit ergattern, konstatierte Wolff bitter, und meinte damit auch den "guten Jungen" Ocon.

Mercedes kann dem Mann aus der Normandie noch kein Lenkrad bieten. Der wohl bald fünfmalige Weltmeister Lewis Hamilton ist ohnehin gesetzt und Valtteri Bottas wird auch 2019 seine Helferdienste einbringen. Bei Force India bleiben wird Ocon nicht. Sein Teamkollege Sergio Perez hingegen wohl schon, weil er vom mexikanischen Telekommunikationsunternehmen Telmex schwer alimentiert wird.

Gespräche mit Williams

Und dann ist da noch Ocons kanadischer Kumpel Stroll. Dessen Vater Lawrence hat eine Menge Geld mit Beteiligungen in der Modebranche gemacht und damit die PS-Karriere seines Sohnes bis in die Formel 1 beschleunigt. Mittlerweile ist Stroll senior mit einem Konsortium Anteilseigner bei Force India und dürfte seinem 19 Jahre alten Sohn so den Anschlussvertrag sichern.

Ocon nahm vor der Weiterreise zum Grand Prix von Japan Stroll junior vor scharfer Kritik in sozialen Medien sogar in Schutz. Dem Youngster wurde dort vorgeworfen, daran schuld zu sein, dass Ocon seinen Platz verliere. "Ich habe das getan, weil Lance mein bester Kumpel im Fahrerlager ist und wir schon seit langer Zeit eine tolle Beziehung haben", erzählte Ocon in Sotschi. "Wir haben unterschiedliche Vorgeschichten, aber im Inneren haben wir die gleiche Motivation und Leidenschaft für den Sport."

Ocon führt nun Gespräche mit Strolls Williams-Team. Das sei vermutlich seine einzige Formel-1-Option für nächstes Jahr. Eine Saison vielleicht in einer anderen Rennserie zu überbrücken und dann in die Königsklasse des Motorsports zurückzukehren, kann er sich nicht vorstellen. "Ich habe das Gefühl, dass ich außerhalb der Formel 1 nichts dazulernen kann", meinte Ocon. "Ich schaue nur auf die Formel 1, sie ist mein einziges Ziel und mein einziges Ziel ist es, eines Tages Weltmeister zu werden." (APA, 2.10.2018)