Donald J. Trump gerät nach einem "New York Times"-Artikel wieder einmal gehörig unter Druck und in Erklärungsnot.

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Washington – US-Präsident Donald Trump hat laut einem am Dienstagabend veröffentlichten Bericht der "New York Times" offenbar gemeinsam mit seinen Geschwistern seinen Eltern dabei geholfen, mehrere hundert Millionen US-Dollar an Steuergeld zu vermeiden. Trump präsentierte sich in den letzten Jahren zwar immer wieder als Selfmade-Milliardär, soll laut dem Bericht nach heutigem Wert aber mindestens 413 Millionen US-Dollar aus den Immobiliengeschäften seines Vaters erhalten haben. Dieses Geld wiederum stamme aus zum Teil fragwürdigen Steuerpraktiken seines Vaters Fred C. Trump in den 1990er-Jahren, so die "New York Times".

200.000 Dollar für Dreijährigen

Trump selbst habe bereits als Dreijähriger 200.000 US-Dollar jährlich "verdient". Bereits im zarten Alter von acht Jahren sei der heute 72-Jährige durch die Finanzspritzen des Vaters zum Millionär avanciert, und als 40- und 50-Jähriger soll Trump jährlich mindestens fünf Millionen US-Dollar überwiesen bekommen haben. Als er und seine Geschwister am 4. Mai 2004 das Immobilienimperium ihres verstorbenen Vaters um insgesamt 737,8 Millionen US-Dollar verkauften, erhielt allein Donald 177,3 Millionen.

Allerdings soll es ein schlechter Deal des selbsternannten "Master Dealmaker" gewesen sein – schätzten die Banken, welche die Geschäfte finanzierten, das Immobilienimperium von Fred Trump zu jener Zeit doch auf fast eine Milliarde Dollar.

Um sein Vermögen auch nach dem Ableben seines Vaters zu garantieren, soll Donald J. Trump seinem kränkelnden Vater bereits im Jahre 1990 ein abgeändertes Testament zur raschen Unterschrift vorgelegt haben. Sein Vater, der seinen Sohn wiederholt aus finanziellen Schwierigkeiten befreien musste, weigerte sich aber lange, jenes Testament zu unterschreiben.

Mär vom "kleinen Darlehen"

Trump hatte stets betont, nur ein "kleines Darlehen in der Höhe von einer Million US-Dollar" von seinem Vater als Starthilfe erhalten zu haben. Er gab auch stets an, jenes Darlehen mit Zinsen zurückgezahlt zu haben. Tatsächlich scheint dieses Darlehen mindestens 60,7 Millionen betragen zu haben.

Trump zu seinem "kleinen Darlehen".
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Die "New York Times" ist offenbar im Besitz von mehr als 200 vertraulichen Steuererklärungen des New Yorker Immobilienunternehmers Fred C. Trump, der 1999 verstarb, und kämmte sich außerdem durch mehr als 100.000 Seiten an Dokumenten und befragte etliche Ex-Mitarbeiter von Fred Trump. Die Erkenntnisse daraus legen dar, dass Trumps Vater dem nunmehrigen US-Präsidenten auf 295 verschiedenen Wegen Geld zukommen ließ.

Steuertricks und Scheinfirma

Die Zeitung berichtet unter anderem, dass Donald Trump gemeinsam mit seinen Geschwistern eine Scheinfirma gegründet habe, um millionenschwere Geschenke seiner Eltern zu verschleiern. Er habe für seine Eltern eine "Strategie formuliert", um den Wert ihres Immobilienbesitzes zu niedrig anzusetzen und so Steuerzahlungen zu verringern. Es sei in den Neunzigerjahren zu "Fällen direkten Betrugs" gekommen, berichtet die "NYT". Durch zu niedrige Bewertungen war deutlich weniger an Steuern abzuführen, als eigentlich fällig gewesen wäre.

Laut den Enthüllungen hätten Trumps Eltern ihren Kindern im Laufe der Jahre mehr als eine Milliarde US-Dollar vermacht, was nach damaligen US-Gesetzen zu einer Steuerlast von mindestens 550 Millionen US-Dollar geführt hätte. Mit einer Serie von Steuertricks habe man letzten Endes aber nur 54,2 Millionen US-Dollar und somit nur fünf Prozent anstelle der fälligen 55 Prozent an Steuern bezahlt. Laut Steuerexperten soll dabei eine Mixtur aus legalen und illegalen Steuertricks zur Anwendung gekommen sein. Rechtliche Grauzonen sollen ebenfalls exzessiv ausgenutzt worden sein.

Trumps Anwalt Charles Harder sagte, der Bericht der "New York Times" sei schlichtweg falsch. "Präsident Trump war praktisch in keiner Weise in diese Sachen verwickelt", so Harder. Andere Familienmitglieder, welche selber keine Steuerkoryphäen seien, hätten sämtliche Angelegenheiten an professionelle Steuerberater delegiert, so Trumps Anwalt. Trump selbst reagierte am Mittwoch via Twitter. Die "NYT" würden durch die Angabe der auf heutigen Wert gerechneten Dollar-Summe die wahre Höhe der Zahlungen verschleiern. Die Vorwürfe nannte er "langweilig". Inhaltlich widersprach er der Darstellung nicht.

Der Bruder von Donald Trump, Robert Trump, veröffentlichte jedoch eine Stellungnahme im Namen der Familie. Darin heißt es: "Alle angemessenen Schenkungs- und Erbschaftssteuererklärungen wurden abgegeben, und sämtliche Steuern wurden bezahlt." Die Geschäftsakte seines Vaters und seiner Mutter seien von den Steuerbehörden wenige Jahre nach deren Tod geschlossen worden. Man wolle alles Weitere, das schließlich auch knapp 20 Jahre her sei, nicht kommentieren, hieß es weiter, um die Privatsphäre der verstorbenen Eltern und den Respekt vor ihnen zu wahren.

Wohl keine strafrechtlichen Folgen

Laut Steuerexperten ist es aufgrund der Verjährung unwahrscheinlich, dass sich Trump durch die neuen Erkenntnisse über die Beihilfe zur Steuerhinterziehung seiner Eltern strafrechtlichen Konsequenzen aussetzen muss. Zivilrechtliche Folgen könnte es im Falle bewiesenen Betrugs aber sehr wohl geben. Außerdem sind die Enthüllungen wohl Wasser auf den Mühlen jener, die Donald Trump dazu auffordern, endlich seine eigene Steuererklärung offenzulegen.

Der demokratische Kongressabgeordnete Adam Schiff fordert den US-Präsidenten auf, seine Steuererklärung offenzulegen.

Mit mehr als 13.000 Wörtern ist es einer der längsten investigativen Artikel, die je von der "New York Times" publiziert wurden. Laut CNBC haben New Yorks Steuerbehörden noch am Dienstag erste Ermittlungen eingeleitet. (faso, 2.10.2018)