Gerard Collomb (li.) unterstützte den sozialliberalen Emmanuel Macron (re.) maßgeblich beim Aufbau seiner Bewegung En Marche und im Präsidentschaftswahlkampf.

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Paris – Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat nun doch den Rücktritt seines Innenministers Gerard Collomb angenommen. Bis ein Nachfolger für den 71-Jährigen gefunden ist, übernimmt Premierminister Edouard Philippe das Innenressort, wie der Elysee-Palast bekanntgab. Collomb will wieder Bürgermeister von Lyon werden und deswegen die Regierung verlassen.

Am Montag hatte Macron das Rücktrittsgesuch seines Vertrauten noch zurückgewiesen – zumal die Regierung erst vor einem Monat wegen des Rücktritts des beliebten Umweltministers Nicolas Hulot hatte umgebildet werden müssen. Collomb, ein Schwergewicht der Regierung, beharrte aber am Dienstag auf seinem Rücktritt – Macron musste schließlich nachgeben und den Ex-Sozialisten ziehen lassen. Auch Sportministerin Laura Flessel trat zurück.

Bürgermeister von Lyon

Collomb dürfte nun sehr schnell Bürgermeister von Lyon werden: Das derzeitige Stadtoberhaupt Georges Képénékian will den Posten für Collomb räumen und schickte nach Angaben aus informierten Kreisen schon am Dienstagabend ein Rücktrittsschreiben an den zuständigen Präfekten. Der Stadtrat von Lyon könnte Collomb in den kommenden Wochen zum Bürgermeister wählen. Macron wiederum muss sich jetzt einen neuen Innenminister suchen – und dem Eindruck von Zersetzungserscheinungen in seinem Kabinett entgegentreten.

Vertrauter der ersten Stunde

Der frühere Sozialist ist in Macron-Vertrauter der ersten Stunde: Er unterstützte den sozialliberalen Politiker maßgeblich beim Aufbau seiner Bewegung En Marche (In Bewegung) und im Präsidentschaftswahlkampf. Zuletzt hatte er aber auch Kritik an dem Präsidenten und der Regierung geübt und einen "Mangel an Demut" angeprangert. Collomb, ein Schwergewicht der Regierung, beharrte aber am Dienstag auf seinem Rücktritt – Macron musste schließlich nachgeben und den Ex-Sozialisten ziehen lassen.

Kritik von Opposition

Nach der Ankündigung seines Rücktritts hagelte es aber Kritik von der Opposition. Sie warf Collombvor, nicht das wichtige Amt des Innenministers bekleiden und gleichzeitig in Gedanken schon bei seiner nächsten Aufgabe sein zu können – zumal dem Innenministerium angesichts der Anschlaggefahr größte Bedeutung zukommt.

Collomb war vor seiner Ernennung zum Innenminister im Mai 2017 bereits 16 Jahre lang Bürgermeister von Lyon. Er will nun wieder Stadtoberhaupt der Rhone-Metropole werden. (APA, 3.10.2018)