Der Lander Mascot soll an mehreren Stellen der Asteroidenoberfläche Messungen durchführen.
Illustr.: DLR

Köln – Die japanische Asteroidenmission Hayabusa2 erweist sich weiterhin als großer Erfolg: Nachdem die Sonde in der vergangenen Woche zwei hüpfende Miniroboter zur Oberfläche des Asteroiden Ryugu geschickt hat (die ersten Bilder gibt es hier), folgte vor wenigen Stunden der nächste Abwurf: Der rund 10 Kilogramm schwere Lander Mascot trennte sich wie geplant um 3.58 Uhr MESZ von Hayabusa2 und setzte auf dem Himmelskörper auf.

Das Gerät habe nach geglückter Landung bereits mit seiner Arbeit begonnen und erste Bilder geschickt, berichtet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das das Landegerät in Kooperation mit der französischen Raumfahrtagentur CNES und der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA entwickelt hat. Damit beginnt für das internationale Team aus Ingenieuren und Wissenschafter die Uhr zu ticken: 16 Stunden wird der Lander Messungen an mehreren Stellen der Asteroidenoberfläche durchführen.

In 20 Minuten zur Oberfläche

Die Landeprozedur begann bereits einen Tag davor mit der Annäherung der Sonde Hayabusa2 an Ryugu. In einer Höhe von 51 Metern wurde Mascot ausgeklinkt, der daraufhin im freien Fall – langsamer als ein irdischer Fußgänger – auf sein Ziel zuflog und schließlich aufsetzte. "Es hätte nicht besser laufen können", erklärte Mascot-Projektmanagerin Tra-Mi Ho vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. "Aus den Betriebsdaten des Landers konnten wir erkennen, dass er sich von der Raumsonde trennte und nach rund 20 Minuten auf der Asteroidenoberfläche zur Ruhe kam."

Bereits der Moment der Trennung war eine riskante Situation. Wäre Mascot nicht wie geplant und oftmals getestet ohne Probleme aus dem Mutterschiff separiert worden, hätte das Team kaum Möglichkeiten gehabt, dieses Problem zu beheben. Doch dazu kam es glücklicherweise nicht: Bereits während des Abstiegs auf den Asteroiden schaltete der schuhschalchtelgroße Lander die Kamera ein und nahm 20 Bilder auf, die nun an Bord der japanischen Sonde gespeichert sind. "Die Kamera funktionierte perfekt", sagt Ralf Jaumann, DLR-Planetenforscher und wissenschaftlicher Leiter des Kamera-Instruments. "Damit sind dem Team die ersten Bilder der Kamera sicher."

Der Asteroid 162173 Ryugu aus einer Distanz von 22 Kilometern aufgenommen.
Foto: JAXA-Tokyo University

Bestätigung per Magnetometer

Auch das Team des Magnetometers konnte in den von Mascot gesendeten Daten erkennen, dass das Instrument bereits der vor der Separation einschaltete und Messungen durchführte. "Diese zeigen das relativ schwache Feld des Sonnenwindes und die sehr starken magnetischen Störungen durch das Raumfahrzeug", erläutert Karl-Heinz Glaßmeier von der Technischen Universität Braunschweig. "Im Moment der Separation erwarteten wir eine deutliche Abnahme des Störfeldes – und diese konnten wir auch deutlich erkennen."

Schon 20 Minuten nach der Trennung vom "Mutterschiff" kam Mascot auf der Oberfläche zur Ruhe. Nun analysiert das Team die Betriebsdaten, die Mascot zur Erde sendet, um zu erfahren, was in 300 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde auf dem Asteroiden Ryugu geschieht. Der Lander sollte nun auf der Asteroidenoberfläche liegen, sich mit seinem Schwungarm im Inneren in die richtige Position gebracht haben und selbstständig mit den Messungen beginnen.

Vier Instrumente untersuchen Ryugu

An Bord befinden sich insgesamt vier Instrumente: eine Kamera sowie ein Radiometer des DLR, ein Spektrometer des Institut d'Astrophysique Spatiale sowie ein Magnetometer der TU Braunschweig. Hat MASCOT alle geplanten Messungen durchgeführt, soll er zu einem weiteren Mess-Ort hüpfen. So erhalten die Forscher erstmals Daten von unterschiedlichen Stellen auf einem Asteroiden. Das gibt ihnen die Möglichkeit, das ursprüngliche Material des Sonnensystems unmittelbar auf einem Asteroiden zu untersuchen. Mit Mascots gemessenen Daten und den Proben, die Hayabusa2 im Jahr 2020 von Ryugu zur Erde bringt, lernen die Wissenschafter nicht nur mehr über Asteroiden, sondern vor allem über die Entstehung unseres Sonnensystems. (red, 3.10.2018)