Auf die oft gestellte Frage: "Und was macht ihr?", folgt die Antwort: "Wir haben ein Unternehmen gegründet." – "Ah, ihr habt ein Start-up?" – Und zum gefühlt millionsten Mal folgt die Antwort: "Nein verdammt!". Es scheint fast so, als hätte man versagt, wenn man am Beginn seiner Unternehmerlaufbahn noch kein Start-up hat. Wann, wenn nicht in jungen Jahren sollte man seine Idee auf den Markt bringen, Investoren an Land ziehen, ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen und schlussendlich CEO eines Global Players werden.

Das Haifischbecken

TV-Formate wie "Shark Tank", "2 Minuten – 2 Millionen" oder "Die Höhle der Löwen" geben vor, es jungen Kreativen und Innovativen zu ermöglichen, nicht nur unternehmerisch sondern auch medial erfolgreich zu sein. Es könnte schließlich so einfach sein: der Fredl aus dem Waldviertel hat eine innovative Idee, bewirbt sich bei einer Fernsehsendung, erhält eine Investition und wird erfolgreicher Jungunternehmer. In nur zwei Minuten erhält er zwei Millionen und landet dennoch in einem Käfig voller Löwen.

Medien stürzen sich auf Erfolgsstorys wie die von Fredl. Doch der Prozess davor und die Entwicklung danach finden oft keinen Platz in der medialen Berichterstattung. Der Moment vor der Kamera ist der Moment in dem geurteilt wird, von Investoren aber auch von Zusehern. Das Produkt, die Innovation, die Vision, der Vermarktungswert von Fredl und die mögliche Investition liegen im Fokus. Wie die Geschichte weiter geht und mit welchen Problemen er im Anschluss zu kämpfen hat, interessiert nicht.

Grafik:Tin.Eller/tineller.me

Das Ende?

In dieser Momentaufnahme liegt unsere Kritik an dem Hype um Start-ups. Medien kratzen oft nur an der Oberfläche und blenden meist den Gründungsprozess davor und auch die Entwicklung danach aus. Das Credo "Fail Fast" lässt nicht nur Fehler in Systemen frühzeitig erkennen, sondern ist auch in der Unternehmerwelt genauso allgegenwärtig wie in der medialen Berichterstattung. Dies zeigt sich auch in den sogenannten "Fuck-up-Nights"der Party der Gescheiterten, bei denen Unternehmensgründer von den Gründen ihres Scheiterns erzählen und deren Lerneffekte geteilt werden. Denn auch von den Fehlern anderer lernt man.

"If you fail fast – learn fast": Die betriebswirtschaftliche aber auch die persönliche Entwicklung ist langfristig für den eigentlichen Erfolg ausschlaggebend. Die Start-up-Welt ist nicht so sexy wie sie zunächst scheint. Denn: "There are plenty fish in the sea". Was bleibt ist zunächst ein Haifischbecken. Doch wer überlebt? (Stefan Feigl, Simon Rausch, 23.10.2018)

Womit Start ups zu kämpfen haben, die betriebswirtschaftliche aber auch persönliche Entwicklungsherausforderungen von Jungunternehmern und ob das alles Sinn macht, folgt im nächsten Beitrag.