Wladimir Putin hält Ex-Doppelspion Sergej Skripal für einen Dreckskerl. Verantwortung für dessen Vergiftung weist Russland aber zurück.

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Moskau – Der russische Präsident Wladimir Putin hat den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal als "Mutterlandsverräter" und "Dreckskerl" bezeichnet. Putin äußerte sich am Mittwoch auf einem Energieforum in Moskau auf eine Frage eines britischen Journalisten zu dem ehemaligen Doppelspion, der im März gemeinsam mit seiner Tochter in Salisbury, südwestlich von London, vergiftet worden war. "Ich sehe, dass Sie und einige Ihrer Kollegen die Theorie entwickeln, Skripal sei so eine Art Menschenrechtsaktivist gewesen. Er war ganz einfach ein Spion und ein Verräter des Mutterlandes. Das gibt es, und er war eine von ihnen. Er ist ein Dreckskerl", sagte Putin.

Skripal, hielt Putin fest, sei nach einer fünfjährigen Haftstrafe freigelassen worden und dann nach Großbritannien gegangen, wo er mit den westlichen Geheimdiensten zusammengearbeitet habe. Bisher hat der Kreml alle Vorwürfe zurückgewiesen, wonach Moskau hinter dem Giftanschlag mit dem von Russland entwickelten Nervengift Nowitschok stehen könnte, den Skripal und seine Tochter nur knapp überlebt hatten.

Diplomatische Verwerfungen

Der Anschlag hatte massive diplomatische Verwerfungen mit Großbritannien ausgelöst, die sich weiter vertieften, als im Juni zwei Briten nach Kontakt mit Nowitschok ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Eines der beiden Opfer, die 44-jährige Dawn Sturgess, starb später an den Folgen. Die britischen Ermittler gehen davon aus, dass dass sie mit weggeworfenen Resten des Nervengifts in Berührung gekommen war. Ihr ebenfalls vergifteter Partner Charlie Rowley, der überlebte, gab später an, er habe die Parfumflasche, die das Gift enthielt, nahe Salisbury gefunden.

Großbritannien hatte später zwei Russen identifiziert, die es mit der Tat in Verbindung bringt. Russland bezeichnet die beiden Männer, Ruslan Boschirow und Alexander Petrow, als Touristen, die zufällig in der Nähe des Tatorts gewesen seien. Die Rechercheseite "Bellingcat" will aber herausgefunden haben, dass einer der beiden in Wahrheit Anatoli Tschepiga heiße und ein hochdekorierter russischer Offizier sei.

Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass Sergej Skripal selbst unmittelbar nach der Vergiftung bezweifelt hatte, dass Russland hinter der Tat stehe. Wie der "Guardian" vorab aus einem neuen Buch zitierte, habe sich der Agent während seiner Zeit zu einem russischen Nationalisten entwickelt, der für Putin durchaus Sympathien gehegt habe. (mesc, Reuters, 3.10.2018)