Die Sozialforscherin Maria Prieler-Woldan hat eine Biografie über die Salzburger Bergbäuerin Maria Etzer verfasst.

Foto: Studien verlag

Vordergründig hat die aus Linz stammende historische Sozialforscherin Maria Prieler-Woldan mit ihrem Buch über die Salzburger Bergbäuerin Maria Etzer eine Biografie verfasst. Eine Lebensgeschichte einer widerständigen Frau, früh verwitwet, gläubig und 1943 bei der Gestapo denunziert, weil sie sich aus christlicher Überzeugung gegenüber den auf ihrem Hof eingesetzten Zwangsarbeitern anständig verhalten hatte. Maria Etzer wurde gefoltert, zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und erst im April 1945 befreit.

In ihrer Heimat, dem Pongauer Goldegg, war Etzer nach 1945 geächtet.

Auch die Republik hat sie nie als Opfer des Naziterrors anerkannt. Ihr Ansuchen um Opferrente wurde in mehreren Instanzen abgelehnt, weil sie sich nicht "in Wort und Tat für ein freies und demokratisches Österreich eingesetzt" habe.

Es genügte also nicht, dass sie zu Unrecht im Zuchthaus inhaftiert gewesen war und damit ihren Ruf, ihre wirtschaftliche Existenz und ihre soziale Zugehörigkeit eingebüßt hatte, sagt Prieler-Woldan. Es gereicht der Autorin zur Ehre, dass ihre Nachforschungen auch zur formalen Rehabilitierung beigetragen haben. Das Landesgericht Wien hat das Unrechtsurteil gegen Maria Etzer auf Antrag ihrer Enkelin am 18. September 2018 formal aufgehoben.

Jenseits der konkreten Biografie hat Prieler-Woldan mit diesem Band ein Werk über eine kaum untersuchte Opfergruppe vorgelegt. Penibel zeichnet sie die soziale Situation der Landbevölkerung vor 1938 nach, und ebenso hartnäckig hat sie den Umgang der Republik Österreich mit jenen Frauen recherchiert, die von den NS-Schergen wegen "verbotenen Umgangs" inhaftiert worden waren. Aus diesen Erfahrungen abgeleitet, thematisiert die Autorin auch ein eigenes Konzept des "weiblichen Widerstandes" als "Lebenssorge". (Thomas Neuhold, 3.10.2018)