Händeschütteln in Cape Coast, Ghana.

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Die Bilder sagen alles. In Ghanas Hauptstadt Accra warten ein paar Menschen am Straßenrand, um queren zu können, als ein Konvoi mit unzähligen Limousinen vorbeirast. Keiner der Wartenden reagiert, keiner jubelt, keiner winkt. Ob sie nicht wissen, wer gerade vorbeirauscht, oder keinen Wert darauf legen, ist nebensächlich: Der Besuch der Ehefrau des vermeintlich mächtigsten Mannes der Welt scheint die Ghanaer kalt zu lassen.

Ausdruck ihrer Renitenz?

Melania Trump, kurz Flotus (First Lady of the United States) genannt, hat ihren ersten Solobesuch in Afrika begonnen: Und keiner geht hin. Welcher Unterschied zum Auftritt ihrer Vorgängerin (allerdings mit Ehemann) vor neun Jahren in derselben Stadt: Damals wurde ganz Accra von der "Obama-Manie" erfasst. Warum das 48-jährige Exmodel ausgerechnet Afrika als Ziel seiner ersten diplomatischen Mission gewählt hat, beschäftigt die Auguren: Schließlich hatte ihr Ehemann den Kontinent unlängst noch als eine Ansammlung von "shitholes", von Dreckslöchern, bezeichnet. Ist der Trip etwa als weiterer Ausdruck ihrer Renitenz zu werten – wie jüngst, als sie in Texas die internierten Kinder illegaler mexikanischer Immigranten besuchte und dazu ein Jackett mit der Aufschrift "I really don't care. Do U?" trug?

Zerschlagenes Porzellan kitten

Die offizielle Lesart: In Wahrheit liebt Familie Trump den "shithole" -Kontinent, alles andere waren lediglich "Fake-News". "Afrika ist wunderschön, der schönste Teil der Welt", schwelgte Donald Trump bei der Bekanntgabe der Reise der Gemahlin: Offensichtlich soll nun das vom Gatten zerschlagene Porzellan gekittet werden. Dem Afrika-Direktor des Washingtoner Zentrums für Strategie und Internationale Studien tut Flotus fast ein bisschen leid: "Sie muss auf ihrer Reise ein paar schwere Gewichte stemmen", sagt Judd Devermont: "Das wird einer First Lady sonst nicht zugemutet."

Kein Kindermangel

Melania Trump bezeichnete ihren Besuch am Mittwoch zwar als "emotional". "Was vor so vielen Jahren passiert ist, ist wirklich eine Tragödie", sagte sie beim Besuch des Cape Coast Castle an der Goldküste Ghanas etwa 150 Kilometer westlich von Accra. Es ist eine von dutzenden Festungen, die einst Europäern als Handelsposten dienten.

Kinderküsserei

Am Mittwoch küsste Melania in Safarigewand bei ihrer Ankunft jedenfalls viele Kinder. Dass daran kein Mangel herrschen wird, hat das Protokoll sichergestellt: Gleich nach der Landung in Accra ging es zur Kinderstation im Ridge Hospital, wo sie Teddybären austeilte. Auch bei den nächsten drei Etappen ihrer Reise durch den kinderreichen Kontinent – Malawi, Kenia und Ägypten – soll das Wohl der Kleinen im Vordergrund stehen.

"Be Best" heißt das Motto der Initiative, die Melania Trump Anfang dieses Jahres in den Vordergrund ihrer Rolle stellte: Sie wolle Kindern die Vorteile eines "Lebensstils" und "verantwortlicher Gewohnheiten" vermitteln. Beim gesunden Lebensstil wird sie in den nächsten fünf Tagen womöglich auf Schwierigkeiten stoßen: schon angesichts der Tatsache, dass ihr Mann die Zuwendungen an die staatliche Hilfsorganisation USAid Zug um Zug zurückfährt. (Johannes Dieterich, 3.10.2018)