Ein Foto des verstorbenen Vaters Fred Trump steht beim US-Präsidenten im Oval Office. Ihm könnte Donald mehr verdanken, als er gern zugibt. Zumindest belegt das ein investigativer Bericht.

Foto: AFP / Saul Loeb

Dass die Lebensgeschichte von Donald Trump keine klassische US-amerikanische Tellerwäscherlegende ist, war der Welt klar. Auch wenn Trump selbst in Reden und Tweets gerne den Eindruck erweckt, er habe sich sein Imperium aus eigener Kraft und aufgrund seines Talents für das "deal-making" geschaffen. Nur einen "sehr kleinen" – später zurückbezahlten – Kredit habe er von seinem Vater beim Karrierestart erhalten, so hieß es noch im Wahlkampf. Für viele Amerikaner war dieses Macherimage auch das vorrangige Wahlmotiv.

Eine investigative Recherche der New York Times kratzt jetzt nicht nur massiv am sorgsam konstruierten Selfmademillionärsimage des US-Präsidenten. Eineinhalb Jahre lang hat die Zeitung auf Basis von öffentlich zugänglichen, aber auch vertraulichen Steuerdokumenten wie Steuererklärungen von Trump senior recherchiert. 100.000 Seiten an Dokumenten wurden durchkämmt, etliche Ex-Mitarbeiter von Fred Trump befragt.

Der 13.000 Worte lange Bericht schildert vor allem genau, wie Trump und seine Geschwister den Eltern mutmaßlich geholfen haben sollen, mehrere hundert Millionen US-Dollar an Steuergeld zu vermeiden. Diese Gelder aus dubiosen Steuertricks und Betrügereien sollen wiederum unter anderem als Finanzspritzen an die Kinder des Trump-Imperiums gegangen sein. Der jetzige US-Präsident habe über Jahrzehnte zusammengenommen zumindest 413 Millionen Dollar von Vater Fred überwiesen bekommen. Und das nicht erst als Erwachsener: Schon mit drei Jahren verdiente Donald junior angeblich 200.000 Dollar im Jahr, mit acht soll er Millionär gewesen sein. Nach Abschluss seines Studiums stellte Fred Trump laut dem Bericht seinem Sohn jährlich eine Million Dollar "zur Verfügung", in seinen Vierzigern sollen es dann bereits fünf Millionen gewesen sein.

Trump und sein Vater, so der Bericht, hätten zur Umgehung der Schenkungs- und Erbschaftssteuer eine Scheingesellschaft gegründet und Vermögenswerte bei Steuerbehörden unter Wert deklariert. Viele der Vorwürfe, zu denen die New Yorker Steuerbehörde eine Prüfung ankündigte, dürften strafrechtlich allerdings bereits verjährt sein. Laut Steuerexperten ist es deshalb unwahrscheinlich, dass sich der amerikanische Präsident strafrechtlichen Konsequenzen aussetzen muss. Zivilrechtliche Folgen könnte es im Falle des bewiesenen Betrugs aber sehr wohl geben.

Auch werden nun in den USA wieder Forderungen laut, Trump solle doch endlich seine eigenen vollständigen Steuererklärungen veröffentlichen. Schon im Wahlkampf weigerte er sich, das für einen Präsidentschaftskandidaten übliche Prozedere auf die eigenen Firmen anzuwenden – angeblich bis eine laufende Prüfung abgeschlossen sei. Kurz nach seiner Amtseinführung verkündete Tumps Beraterin Kellyanne Conway schließlich, dass die Erklärung die Amerikaner ja ohnehin nicht interessieren würde. Diskussion beendet. Diese Haltung erscheint den Amerikanern heute wohl in einem anderen Licht.

Artikel "irreführend"

Das Weiße Haus reagierte auch umgehend und bezeichnete den Artikel der New York Times als "irreführend". Für Präsidentsprecherin Sarah Sanders war er "ein absolut falscher Angriff, basierend auf einer alten, recycelten Geschichte: Es gab keinen Betrug und keine Steuervermeidung."

Trumps Anwalt Charles Harder wies die Darstellung der Zeitung als "100 Prozent falsch und höchst verleumderisch" zurück. "Präsident Trump war praktisch in keiner Weise in diese Sachen verwickelt", sagte er der New York Times. Um die Angelegenheiten hätten sich nur andere Mitglieder der Trump-Familie gekümmert, die sich aber nur auf professionelle Steuerberater verlassen hätten.

Die Vorwürfe und vor allem der Imageschaden könnten Trump und den Republikanern einen Monat vor den Halbzeitwahlen im November massiv schaden. (Manuela Honsig-Erlenburg, 3.10.2018)