Der Chefökonom der Industrie, Christian Helmenstein, sieht den Abschwung nahen.

APA/Pfarrhofer

Wien – Die Herbstlohnrunde der Metaller zeigt Anzeichen eines Stellungskrieges. Beide Seiten haben sich nach dem zweiten Treffen am Dienstag – es war die erste echte Verhandlungsrunde nach der Forderungsübergabe im September – in der Wirtschaftskammer eingebunkert. Die Fronten sind verhärtet.

Stein des Anstoßes ist die Ansage des Obmanns der Maschinen- und Metallverarbeitungsindustrie, Christian Knill, man wolle den KV entrümpeln, etwa um freie Tage für Hochzeit oder Umzug.

Gewerkschafter wollen keine Verschlechterung zulassen

"Wenn Arbeitgeber von Entrümpelung nicht zeitgemäßer Regelungen reden, so bedeutet dies im Klartext Verschlechterungen für die Arbeitnehmer", konterten die Verhandlungsführer von Produktions- und Privatangestelltengewerkschaft, Rainer Wimmer und Karl Dürtscher. "Wenn Arbeitgeber eine Vereinfachung des Kollektivvertrages fordern, dann heißt das in Wahrheit Zerstörung des KV und Sozialabbau für Beschäftigte." Man werde keine Verschlechterungen für die Beschäftigten zulassen "und wenn notwendig alle gewerkschaftlichen Maßnahmen dazu ausschöpfen", polterten die Gewerkschafter, die vom Wunsch der Arbeitgeber nach einem "KV 4.0" nichts wissen wollen.

Auch wünschen sich die Industriebosse längerfristige Abschlüsse, die zumindest 18 Monate, am besten aber gleich 24 Monate umfassen. Auch müssten die Kollektivverträge (KVs) von Arbeitern und Angestellten zu einem Beschäftigten-KV zusammengeführt werden. Über weite Strecken seien sie ohnehin schon gleichgestellt.

Tauziehen um Wirtschaftsdaten

Dahinter steckt freilich ein anhaltender Streit über die Wirtschaftsdaten. Die Arbeitgeber verweisen auf die sich abflachende Konjunktur, die Arbeitnehmer auf satte Gewinne und steigende Produktivität und volle Auftragsbücher. Das hatte zuletzt auch Arbeiterkammer-Ökonom Markus Marterbauer betont. Die österreichische Wirtschaft entwickle sich gut, und es sei kein Abschwung in Sicht, zitierte der Kurier den AK-Ökonomen.

Dem widerspricht der Chefökonom der Industriellenvereinigung, Christian Helmenstein. Während das Wachstum heuer um die drei Prozent betragen werde, erwarte er für das kommende Jahr lediglich zwei Prozent. Diverse Konjunkturumfragen hätten zuletzt auf eine Verlangsamung hingedeutet. In dieser Berechnung seien die Risiken des Brexits und der Handelskonflikte mit den USA und China nicht enthalten. Laut Industrie hat sich auch die Arbeitsproduktivität seit 2010 in Österreich verhaltener entwickelt als in Deutschland.

Die Metallindustrie beklagt eine "Milliardenbelastung", die die Arbeitnehmer mit Forderungen – Lohn-/Gehaltsplus von fünf Prozent plus Zugeständnissen wegen der Arbeitszeitregeln – verstärkten. (ung, szi, APA, 4.10.2018)