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Boris Johnson lässt nicht nur beim Rugby-Spielen (Archivbild vom Spiel gegen einen zehnjährigen Japaner von 2015) nichts anbrennen. Auch in den Gehaltsverhandlungen mit dem "Telegraph" zeigte er sich hart.

Foto: Reuters / Issei Kato

5,40 Euro, rechnet der "Guardian" vor, ist ein Wort des ehemaligen britischen Außenministers Boris Johnson wert. Wie das Blatt am Donnerstag online berichtet, ergibt sich der im Branchenvergleich eher üppige Satz aus der Bezahlung, die Johnson vom konservativen "Daily Telegraph" für seine wöchentliche Kolumne erhält. Das Gehalt beläuft sich auf 275.000 Pfund (circa 310.000 Euro) pro Jahr, geht aus dem britischen Parlamentsregister hervor.

Der vehemente Brexit-Befürworter hatte schon vor seiner Zeit als Außenminister die wöchentlich 1.100 Worte für die Tageszeitung verfasst, für deren Formulierung er laut eigener Aussage zehn Stunden pro Monat benötigt. Während er als Minister tätig war, hatte er diesen Nebenberuf dann aber aufgegeben.

Wie der "Guardian" spitz formuliert anmerkt, unternahm die krisengeplagte Zeitung, die in den letzten Jahren immer wieder Personal entlassen hat, bei der Wiedereinstellung offenbar keinen Versuch, das daraus zu errechnende Stundengehalt von 2.600 Euro zu kürzen.

Kolumne als PR-Plattform

Johnson nutzte die Kolumne schon vor seiner Zeit als Minister immer wieder, um harsche Kritik an der EU zu üben. So war der "Telegraph" auch jene Plattform, auf der er im Frühjahr 2016 seine Unterstützung für die Brexit-Kampagne öffentlich machte. Wie später bekannt wurde, hatte Johnson sich erst kurz zuvor für die Brexit-Unterstützung entschieden und sogar schon ein flammendes Plädoyer für den EU-Verbleib vorverfasst.

Immer wieder sorgt er auch für größere und kleinere Skandale. So hatte er in der Kolumne im Sommer Burka-Trägerinnen mit Briefkästen verglichen. Vor allem dient ihm der wöchentliche Kommentar freilich zur Eigen-PR. Immerhin werden Johnson noch immer massive Ambitionen auf das Amt des britischen Premiers nachgesagt.

Erst am Dienstag hatte er auf dem Parteitag der britischen Konservativen eine Rede gehalten, mit der er sich noch einmal als Konkurrent von Premierministerin Theresa May zu empfehlen versuchte. In der umjubelten Ansprache hatte er einem harten Brexit und einer klaren Trennung von Brüssel das Wort geredet und Mays "Chequers"-Plan für den Abschied von Europa als viel zu weich kritisiert. (mesc, 3.10.2018)