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Tesla wirbelt den Automarkt auf und sorgt immer wieder für Aufsehen. Experten gehen davon aus, dass das Unternehmen ein wichtiger Player bleiben wird.

Foto: AP / Charles Krupa

Amazon, Alibaba, Nvidia (ein Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen), Tencent, Facebook, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Apple, Samsung und Alipay – das sind jene Unternehmen, die im Jahr 2025 die wichtigste Rolle spielen werden. Traditionskonzerne wie BMW, Daimler oder VW werden dann keine große Nummer mehr sein. So glaubt es zumindest Frank Schwarz. Er ist Portfoliomanager bei der deutschen Investmentboutique Mainfirst und setzt mit seiner Investmentstrategie auf die Welt von morgen.

Und die sieht laut Schwarz so aus: Autos werden weitgehend selbstfahrend sein; Strom durch Windkraft, Solarzellen und noch bessere Batterien wird sehr günstig geworden sein; Plattformen werden noch wichtiger – die amerikanische Westküste und Asien werden die Weltwirtschaft dominieren; Roboter werden den Menschen in der Produktion und bei der Dienstleistung großteils ersetzen, bargeldloses Bezahlen mit dem Smartphone wird Alltag geworden sein, E-Commerce wird boomen, personalisierte Medizin hoch gefragt sein. Dadurch, dass Preise für die nötigen Technologien extrem fallen, werden sie massentauglich. Ein Beispiel: 1 GB Speicherplatz kostete laut einer Berechnung von Mainfirst 1957 noch zwei Millionen US-Dollar, heute sind es 0,02 US-Dollar. Oder anders ausgedrückt: Das iPhone kann heute bereits mehr als der Hochleistungsrechner vor 20 Jahren und kostet einen Bruchteil davon.

Große Herausforderung

Für die Gesellschaft, Politiker und Unternehmen wird das zur Herausforderung, erklärt Schwarz. Sie werden von solchen Trends oft überrollt. "Daher ist es wichtig, auf die Gewinner von morgen zu setzen und die Verlierer wegzulassen", sagt Schwarz. Zu Letzteren gehören für den Experten auch Traditionsunternehmen wie VW oder BMW. Sie werden laut Schwarz in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, weil es bei Autos künftig mehr um Software-Updates und ums Programmieren gehen werde als um die Form des Blechs.

Doch warum sollten großen Autobauer von heute den Sprung zu den selbstfahrenden E-Autos von morgen nicht schaffen? "Weil die traditionellen Autobauer versuchen, E-Motoren in die bestehende Produktion miteinzubinden. Es sei aber viel einfacher, ein Auto komplett neu – mit neuer Fläche für die Batterie, mit reiner Elektro-Plattform und Fabrik – zu bauen. Man hätte schließlich die damals neu erfundenen Motoren auch nicht in Pferdekutschen einbauen können. Es hätte mit der Entwicklung des Motors auch etwas Neues erfunden werden müssen. Auf die Investmentstory von Schwarz umgelegt heißt das, dass er auf Firmen wie Tesla oder Nvidia setzt.

Es werden völlig neue Geschichten erfunden werden

Als weiteres Beispiel für die rasche Veränderung nennt Schwarz die Telekommunikation. "Vor einigen Jahren waren Nokia, Motorola, Blackberry und Sony die Leader. Dann kam das iPhone und hat alles verändert." So werde man auch im Autobereich völlig neue Geschichten erfinden.

Auch im Roboter- und Automationsbereich sieht Schwarz viele Änderungen. Das werde bei Banken, Versicherungen, in der Telekommunikation oder bei Stromversorgern gut die Hälfte der Jobs killen, weil viele Aufgaben automatisiert mit Roboterprogrammen ablaufen werden. Daher blendet Schwarz all diese Branchen auch gleich aus seinem Investmentuniversum aus.

Luxus und Gesundheit

Investiert wird hingegen stark in Luxusgüter: In diesem Bereich kommt das Wachstum vor allem aus der chinesischen Mittelschicht, die damit ihren Status unterstreicht. Gucci laufe derzeit wie verrückt, sagt Schwarz. Seit vor drei Jahren ein neuer Designer die Filialen umgebaut, moderner und jugendlicher gestaltet hat, wächst die Firma fast 40 Prozent. Im Portfolio des "Mainfirst Global Equities Fund" setzt Schwarz auch auf digitale Werbung, E-Commerce, Automation oder Gesundheit. Hier vor allem auf Betreiber für Pflegeheime oder auf den Bereich Medical Care.

Was Schwarz in seiner Analyse ausblendet, sind Faktoren wie das Wirtschaftswachstum oder die Zinspolitik. Zinszyklen gebe es aufgrund der aktuellen Notenbankpolitik ohnehin schon lange nicht mehr. Und ob die Wirtschaft in Österreich oder Deutschland um ein oder zwei Prozent wachse, mache für die weitreichenden Entwicklungen sowieso keinen Unterschied. "Wir können den Konjunkturzyklus ohnehin nicht vorhersagen", sagt Schwarz, der vor seinem Wechsel zu Mainfirst 20 Jahre bei der Deutschen Bank (DB Advisors) gearbeitet hat. Strukturelle Entwicklungen seien dagegen leichter zu erkennen und zu prognostizieren. Und auf diese gelte es zu setzen. Denn: "Die Zukunft kommt schneller als gedacht." (Bettina Pfluger, 6.10.2018)