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Investoren achten verstärkt auf den Wasserverbrauch von Unternehmen.

Foto: dpa / Jens Büttner

Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist in den meisten Köpfen bereits als globales Problem angekommen. Daher hat sich auch die Finanzindustrie schon seit längerem dieses Themas angenommen, produziert entsprechende Produkte und bewertet Unternehmen nach diesen Gesichtspunkten. "Man merkt, der Klimawandel kommt näher", sagt Walter Hatak, Nachhaltigkeitsanalyst beim Fondsanbieter Erste Asset Management. Es gebe immer mehr Kundenanfragen zu diesem Bereich.

Ein anderes Problem, für dessen Dringlichkeit sich hierzulande das Bewusstsein noch nicht so stark ausgebildet hat, ist die weltweite Verknappung von Süßwasser. Dabei stehen laut Hatak beide Herausforderungen in Zusammenhang, die Erderwärmung führe zu einem Mangel an Süßwasser. "Ökologische Risiken sind oft miteinander verbunden und lassen sich auf den Klimawandel zurückführen", erklärt Hatak. Etwa über Extremwetterereignisse wie Dürre oder starke Niederschläge, die vom Boden nicht aufgenommen werden könnten, was den Grundwasserspiegel absenke. "Das kann zu einer Wasserkrise führen", sagt Hatak und fügt hinzu, dass diese auch Migrationsbewegungen auslösen könne.

Wasserverbrauch steigt mit der Verfügbarkeit

Generell gilt laut dem Analysten die Grundregel, dass der Wasserverbrauch mit der Verfügbarkeit steigt – und mit zunehmendem Wohlstand. Besonders in den aufstrebenden Schwellenländern sei der Wasserkonsum stark angestiegen. In die Schlagzeilen geriet heuer etwa Kapstadt, dem im April der sogenannte Day Zero drohte, also gewissermaßen das Versiegen der Wasserleitungen. Nur extreme Rationierungen auf eine Entnahme von 50 Litern pro Person und Tag konnten den Worst Case verschieben – laut Stadtverwaltung zumindest um ein Jahr. Dadurch sei es für Firmen zu Produktionsausfällen und steigenden Kosten gekommen, sagt Hatak.

Selbst hierzulande, in einem Staat mit wenig Wasserstress, sind regionale Verknappungen möglich, etwa heuer im Waldviertel. "Wenn wasserreiche Regionen und weniger wasserreiche nicht verbunden sind, kann es auch in Österreich zu einem Wassermangel kommen", erklärt Hatak.

Nachhaltige Motive

Was das mit Anlageentscheidungen zu tun hat? "Diese Risikogesichtspunkte sind für jeden Investor wichtig", betont Hatak. Also auch für jene, die eigentlich keine nachhaltigen Motive bei der Veranlagung verfolgen würden. Denn je höher der Wasserverbrauch eines Unternehmens, desto eher kann eine Verknappung zu Produktionsausfällen führen. "Selbst nicht produzierende Unternehmen sind auf Wasser angewiesen", ergänzt der Analyst. Etwa wenn durch zu hohe oder tiefe Wasserpegel Gütertransporte per Schiff unmöglich sind.

Daher verpasst die Erste Asset Management den untersuchten Firmen einen Wasserfußabdruck für ihren Verbrauch, ähnlich dem für den CO2-Ausstoß. Dabei wird berechnet, wie viel Liter Frischwasser eine Firma pro US-Dollar an erzieltem Umsatz benötigt. "Damit kann man Unternehmen innerhalb einer Branche vergleichen", sagt Hatak. Im Gegensatz zur Klimaerwärmung ist Wasserverbrauch jedoch kein globales, sondern ein regionales Problem. Das sei ein Geschäftsrisiko, das man bei der Planung eines Standorts miteinberechnen müsse.

Wasserfußabdruck als Entscheidungsgrundlage

Gemeinsam mit dem CO2-Fußabdruck und sozialen Aspekten wird der Wasser-Footprint bei der Fondsgesellschaft gemeinsam mit externen Researchpartnern zu einem eigenen ESG-Rating für insgesamt rund 4000 Unternehmen verrührt, also gewissermaßen nach einem Nachhaltigkeitspunktesystem bewertet. Dieses sei natürlich branchenspezifisch, bei einer Bank seien soziale Aspekte wichtiger, im produzierenden Gewerbe Umweltthemen.

"Die Informationen sind performancerelevant", hebt Hatak hervor. Während bei Treibhausgasemissionen eine CO2-Steuer – für die sich im September etwa die Ex-Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, ausgesprochen hat – langsam politisch salonfähig wird, drohen bei Wassermangel Produktionsausfälle oder Lieferverzögerungen oder enormer Reputationsverlust bei sozialen oder ökologischen Skandalen. Auch immer mehr andere Fondsgesellschaften, darunter Riesen wie der US-Anbieter Blackrock, setzen immer stärker auf Nachhaltigkeit. "Daran sieht man, dass das Thema Mainstream wird", sagt Hatak. (Alexander Hahn, 6.10.2018)