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Amazon weist die Rechnung der anonym gebliebenen Mitarbeiter zurück.

Foto: Reuters

Vor kurzem hat Amazon angekündigt, den Mindestlohn für alle Mitarbeiter in den USA auf 15 Dollar pro Stunde anzuheben. Ein Betrag, der deutlich über dem Mindestlohn in vielen Bundesstaaten liegt Nicht nur Vollzeitangestellte, sondern auch Teilzeit- und Leiharbeiter sollen von der Regelung umfasst werden. Nicht nur das: Amazon will sich auch dafür stark machen, dass das bundesweit gültige Minimum, das 2009 auf 7,25 Dollar festgesetzt wurde, erhöht wird.

Doch was wie ein echter Vorstoß in Hinblick fairer Bezahlung wirkt, den sich Amazon viel Geld kosten lässt, könnte in Wahrheit so etwas wie ein Nullsummenspiel werden. Denn: Im Gegenzug für die Anhebung des Stundenlohns werden Boni gestrichen. Einige Mitarbeiter könnten mit der neuen Regelung sogar weniger verdienen, als zuvor, berichtet Bloomberg.

Amazon weist Rechnung zurück

So konnten Lagerarbeiter bisher Zusatzzahlungen verdienen, die sich im Monat auf hunderte Dollar summierten. Dazu wurden als Anreiz auch Unternehmensanteile ("Stock Awards") ausgeschüttet. Beide Boni, so berichten zwei informierte Amazon-Mitarbeiter, gibt es künftig nicht mehr.

In einer Stellungnahme weist Amazon die Rechnung zurück. Auch nach der Abschaffung dieser Zusatzzahlungen würde den Beschäftigten in Summer mehr übrig bleiben, heißt es. Gleichzeitig sei die Bezahlung so besser voraussehbar.

Ärger bei "Veteranen"

Die neue Regelung sorgt laut dem Bericht aber auch auf einer anderen Front für Ärger. Nämlich bei Mitarbeitern, die schon länger dabei sind und die bereits mehr als 15 Dollar pro Stunde verdienen. Laut den Quellen von Bloomberg werde deren Stundenlohn um einen Dollar angehoben. Eine Steigerung, die im Vergleich zu anderen Angestellten, deren Lohn teilweise um bis zu 40 Prozent steigt, sehr klein ist.

Für Amazon macht das neue Schema im Hinblick auf den Mitbewerb am Arbeitsmarkt Sinn, erklärt dazu ein Wirtschaftsexperte von der San Diego State University. Ein hohes Mindestgehalt ist besonders attraktiv, wenn man als Unternehmen Saisonarbeiter sucht, zumal diese schon vorher keine Unternehmensanteile bekommen hatten – die ohnehin Jahre brauchen, um verwertbar zu werden. Amazon will alleine für die kommende Weihnachtssaison temporär 100.000 Arbeiter anstellen, die sich mit einem Lohn von 15 Dollar pro Stunde deutlich einfacher rekrutieren lassen. (red, 04.10.2018)