Ob Russell Crowe und seine Verkörperung des Helden aus Sherwood Forest Baschiera zu seinen Taten motivierte, ist eher unwahrscheinlich. Den Sheriff von Nottingham sah der Bankdirektor auf jeden Fall im System.

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Von den Reichen nehmen, um es den Armen zu geben: Das tat Robin Hood im späten Mittelalter im britischen Sherwood Forest. Einwandfreie historische Belege gibt es dafür jedoch nicht. Belege gibt es allerdings für die Taten eines italienischen Bankdirektors, Robin Hoods Trittbrettfahrer der Jetztzeit sozusagen.

In einer kleinen Bankfiliale der 1.000-Seelen-Gemeinde Forni di Sopra in der Provinz Udine sorgte Gilberto Baschiera für eine etwas eigenwillige Umverteilung von Vermögen. In sieben Jahren ließ der Bankdirektor eine Million Euro seiner reichsten Kunden verschwinden und überwies das Geld an Ärmere, um deren Kreditwürdigkeit zu verbessern.

Wenig überraschend wurde der "moderne Robin Hood", wie ihn die italienische Zeitung "Corriere Della Serra" bezeichnet, sofort entlassen, nachdem sein Betrug aufgeflogen war. Ein Gericht verurteilte ihn zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe wegen Veruntreuung und Betrugs. Zusätzlich wurde sein Haus gepfändet.

Behielt nichts für sich

Dieses "Märchen" der etwas anderen Art begann während der Finanzkrise im Jahr 2009. Ein Einwohner der Stadt sollte keinen Kredit bekommen, also half Baschiera nach und besserte den Kontostand ein bisschen auf. Er fand Gefallen an dem Konzept.

Baschiera ließ während dieser ganzen Zeit nichts in seine eigene Tasche wandern. Dieses "moralische Feingefühl" ersparte ihm schlussendlich auch den Gang ins Gefängnis. Reue verspürt er dennoch nicht. "Nachdem ich aufgeflogen bin, habe ich sofort alle verständigt, denen ich Geld gestohlen habe", sagt der rund 50-Jährige. Er habe gegen ein System rebelliert, in dem Pensionisten mit einem Minimum auskommen müssten und junge Menschen keine Ressourcen hätten. (and, 4.10.2018)