Nach der erfolgreichen Premiere im Jahr 2017 (Bild) geht das Real Estate Innovation Network heuer in die zweite Runde.

Foto: Messe München / Alex Schelbert

Wenn die Digitalisierung auf die Immobilienwirtschaft trifft, dann ist schnell von den sogenannten Proptechs die Rede. Das sind kleine, innovative Software- oder auch Hardwarelösungen, die mittlerweile in sämtlichen Bereichen der Immobilienwirtschaft Anwendung finden können. Manchmal als kleines elektronisches Helferlein, das eine neue, schnellere Lösung für ein altbekanntes Problem ermöglicht, manchmal sogar als ganz neues Geschäftsmodell.

Seit etwa zwei Jahren ist viel von den Proptechs die Rede. Wettbewerbe werden veranstaltet, die Start-up-Competition oder Pitch genannt werden. Im Vorjahr entdeckten auch die Veranstalter der beiden großen Immobilienmessen in Europa, der Expo Real und der Mipim, das Thema.

Plan Radar zeigt es vor

Auf der Expo in München gab es 2017 erstmals ein Real Estate Innovation Network, kurz REIN genannt. 25 Proptechs wurden ausgewählt, um sich auf der Messe zu präsentieren, fünf davon stammten aus Österreich. Mit dabei war etwa Plan Radar (früher Defect Radar), das mittlerweile als so etwas wie das Vorzeige-Proptech-Unternehmen wurde – nicht nur österreichweit, sondern weltweit. Das österreichische Start-up mit Sitz in Wien, das im Wesentlichen eine Software für Baudokumentation und Mängelmanagement darstellt, hat mittlerweile über 2400 Kunden aus 29 verschiedenen Ländern (neben zahlreichen europäischen auch Australien, Kanada, Mexiko, Südafrika und Singapur) und wurde in den vergangenen Monaten mit Preisen überhäuft.

Für die heurige Expo Real wurden gleich 1600 europäische Start-ups angesprochen, 460 haben sich beworben. Die Jury des Real Estate Innovation Networks hat die 55 besten Konzepte und Ideen ausgewählt, die sich am 25. und 26. April in Berlin in einem Pre-Pitch vorgestellt haben.

Drei Proptechs aus Österreich

Unter den 25 Finalisten landeten drei aus Österreich, nämlich Insider Navigation, Greenbird.FM und Nuki (siehe unten). Die beiden Letztgenannten treten in der Kategorie "Manage & Operate" an, wo man sich mit einer digitalen Dokumentenverwaltung aus den Niederlanden, einer italienischen Lösung zur energetischen Gebäudeoptimierung und einer deutschen Vermietersoftware matcht.

Nuki ist schon vielen Leuten ein Begriff. Dabei handelt es sich um ein Türschloss, das mit dem Smartphone bedient werden kann. An der Grazer Firma ist mittlerweile der US-Konzern Allegion mit 23 Prozent beteiligt, und man kooperiert mit Airbnb.

Augmented Reality

Insider Navigation läuft in der Kategorie "Market" und hat dort unter anderem einen Konkurrenten aus Irland, der eine Lösung zum Auffinden von Pop-up-Verkaufsflächen anbietet. Geschäftsführer Clemens Kirner und sein Team haben ein Augmented-Reality-System zur Orientierung in Räumen entwickelt, das kein GPS benötigt und ohne "Beacons", kleine Sender, auskommt. Genau das will man auf der Expo hervorheben: "Wir wollen zeigen, dass es auch eine Lösung ohne Beacons gibt", denn diese würden ständig Signale abgeben, was manchmal technisch nicht unproblematisch sei und außerdem viel teurer komme als das Insider-Navigation-System, wenn man viele davon brauche. Im deutschen Zwickau hat man das VW-Werk damit ausgestattet; dort wären ansonsten 72.000 Beacons nötig gewesen, erzählt Kirner.

Auf Sensoren setzt wiederum Harald Peterka, Gründer und Geschäftsführer von Greenbird.FM, mit seiner Lösung zur Optimierung von Reinigungsdienstleistungen. Reinigungskräfte werden per Tablet darüber informiert, wo zu putzen ist und wo nicht. Das Unternehmen gibt es seit einem Jahr, man ist bereits in Österreich, Deutschland und der Schweiz aktiv und strebt nach mehr. Von der Expo erwartet sich Peterka "gute Gespräche mit potenziellen Interessenten – und dass große Bestandhalter auf uns aufmerksam werden".

Seine Software ist schon in mehr als 20 Sprachen verfügbar – in erster Linie aber deshalb, "weil das Reinigungspersonal oft multikulturell aufgestellt ist". (Martin Putschögl, 6.10.2018)