Was für ein Kontrast: Da parliert Bundeskanzler Sebastian Kurz in St. Petersburg mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin freundlich über die Weltlage. Und dann beschuldigen am nächsten Tag die wichtigsten europäischen Partner Moskau zahlreicher Cyberangriffe. Einer davon war gegen die internationale Anti-Chemiewaffen-Agentur (OPCW) in Den Haag gerichtet, bei der auch Russland Mitglied ist.

Dass Russland systematische Hackerattacken betreibt, um politische Interessen zu verfolgen, weiß man spätestens seit den massive Internetangriffen, die 2007 Estland lahmlegten, und der russischen Einmischung zugunsten Donald Trumps im US-Wahlkampf. Heute ist kein westliches Land vor Putins IT-Experten sicher. Das liegt auch daran, dass Cybersicherheit die Achillesferse unserer vernetzten Gesellschaft ist – und ein opportunistischer Machtmensch wie Putin jede Schwäche seiner Gegner ausnützt.

Nicht immer gehen seine Leute dabei sehr geschickt vor. Der Angriff auf die OPCW diente offenbar bloß dazu, die Spuren des missglückten Giftanschlags auf den Ex-Spion Sergej Skripal in Salisbury zu verwischen. Wozu der Cyberangriff auf den Deutschen Bundestag 2015 gut gewesen sein soll, ist noch weniger klar. Jedenfalls führt Putins rechtlose Hackerstrategie sein Land in die internationale Isolation – und lässt die Dialogbereitschaft der Regierung in Wien immer unpassender erscheinen. (Eric Frey, 4.10.2018)