Die antisemitische Hetzplattform führt Listen und verteilt Judensterne

Foto: Screenshot

Die antisemitische Webseite "Judas Watch" hat in den vergangenen Tagen für Entsetzen gesorgt. Die Plattform hat sich dem Kampf gegen vermeintliche "Verräter an der weißen Rasse" verschrieben, mit absurden Listen will sie antijüdische Verschwörungstheorien propagieren. Dabei zeigt sich bei der englischsprachigen Seite ein erstaunlicher Fokus auf den deutschsprachigen Raum, wie die Liste Pilz recherchiert hat.

Deutschsprachiger Raum überproportional vertreten

So finden sich 376 Einträge zu Deutschland und 578 Einträge zu den USA, obwohl die USA fast vier mal so viele Einwohner haben. Für Österreich finden sich 69 Einträge – darunter DER STANDARD und Mitarbeiter; auch das ist ein überproportional hoher Wert. Zum Vergleich: Ungarn oder Dänemark weisen weniger als zehn Einträge auf. Daher steht die Vermutung im Raum, dass der Seitenbetreiber einen Bezug zum deutschsprachigen Raum haben könnte oder eng mit lokalen Neonazis zusammenarbeitet.

Liste Pilz zeigt Plattform an

Um strafrechtliche Ermittlungen anzustoßen, will die Liste Pilz nun eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft einreichen. "Die Betreiber und aktiven Nutzer der Seite fördern Hass und Hetze gegen bestimmte Gruppen. Durch das aktive Erstellen von sogenannten 'Verräter'-Listen rufen sie in rechtsextremen Kreisen unter anderem auch zur gewalttätigen Handlungen auf", sagt die Abgeordnete Alma Zadic zum STANDARD. Sie fordert den Innenminister auf, "mit allen Mitteln des Rechtsstaats dagegen vorzugehen und den Verfassungsschutz einzuschalten."

Die Webseite existiert seit 2016, sie ist in Panama registriert. Die Chancen für eine umfassende Aufklärung der Urheberschaft stehen also nicht allzu hoch. Allerdings gelang es den Behörden in der Vergangenheit immer wieder, gegen die Betreiber neonazistische Plattformen zu ermitteln; beispielsweise rund um Alpen-Donau.net. (fsc, 5.10.2018)