Schwarze Löcher sind zwar enorm massereiche Objekte, sie sind aber offenbar nicht die Erklärung für die Dunkle Materie, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Illustration: Miguel Zumalacárregui, UC Berkeley

Bereits in den 1930er-Jahren spekulierten Wissenschafter, dass im Kosmos bedeutend mehr Masse vorhanden sein muss, als wir von der Erde aus beobachten können. Einen Beleg dafür lieferten 1965 schließlich die Untersuchung von Vera Rubin: Die US-Astronomin und ihre Kollegen stellen fest, dass die Umlaufgeschwindigkeiten von Sternen am Rand von Spiralgalaxien ganz und gar nicht den Erwartungen entsprachen: Eigentlich müssten diese Sterne wesentlich langsamer kreisen, als sie es tatsächlich taten – was wiederum zu den Schluss führte, dass in den Galaxien mehr Materie vorhanden sein muss, als zu erkennen ist.

Schwarze Löcher der ersten Stunde

Mittlerweile hat man zwar errechnet, dass im Universum die Masse dieser "Dunkler Materie" etwas das Fünffache der sichtbaren Materie beträgt. Woraus die Dunkle Materie jedoch bestehen könnte, ist immer noch völlig unklar. Für einen kurzen Moment nach dem erstmaligen Nachweis von Gravitationswellen durch kollidierende Schwarze Löcher im Jahr 2015 keimte in vielen Astrophysikern die Hoffnung, dass Schwarze Löcher, die in den ersten Sekunden des Kosmos' entstanden, diese fehlende Masse erklären könnten.

Eine in den "Physical Review Letters" präsentierte Studie widerspricht nun allerdings dieser Theorie. Die Untersuchung von 740 hellen Supernovae durch ein Team um Miguel Zumalacárregui von der University of California, Berkeley, ergab, dass keines davon durch den gravitativen Einfluss von uralten verborgenen Schwarzen Löchern beeinflusst wird. Wären diese in der angenommenen Menge vorhanden, hätte sich dies in der größeren Helligkeit von zumindest einiger der Supernovae widergespiegelt – was nicht der Fall war.

Zurück zum Start

Die Wissenschafter schließen daraus, dass die gesamte im Universum vorhandene Dunkle Materie allenfalls zu 40 Prozent aus primordialen Schwarzen Löchern besteht. "Damit kehren wir wohl zurück zur bisherigen Diskussion: Was ist Dunkle Materie?", meint Uroš Seljak, Koautor der Studie. "Tatsächlich gehen uns damit allmählich die Optionen aus." (tberg, 7.10.2018)