Findet man auch nicht alle Tage ...
Foto: Annie Rosen/Jönköpings läns Museum

Jönköping – In Schweden brummen derzeit die sozialen Medien mit der – natürlich nicht ernst gemeinten – Frage, ob man denn eine neue Königin gefunden habe. Anlass ist ein archäologischer Zufallsfund, der unter märchenhaft wirkenden Umständen zustande kam: Ein kleines Mädchen hat ein uraltes Schwert aus einem See gezogen.

Gewisse Parallelen zur Artussage waren nicht zu übersehen und sorgen nun für Rummel auf Twitter und Facebook. Die Artussage ist wie viele Überlieferungen nicht frei von Widersprüchen: Bekannt ist die Version, in der der junge Artus das Schwert Excalibur aus einem Amboss zieht und damit seine königliche Abstammung beweist. In einer anderen Variante hat er das Schwert von Nimue, der Herrin im See, erhalten. Und es gibt auch die Interpretation, dass es sich dabei um zwei verschiedene Schwerter handelte, von denen eines das andere ersetzte.

Ein Stück Geschichte

Eindeutig ist hingegen der Hergang des jüngsten Schwertfunds zu rekonstruieren: Die achtjährige Saga Vanecek, Tochter schwedisch-amerikanischer Eltern aus Minnesota, die erst vor kurzem nach Schweden gezogen waren, planschte gerade im Vidöstern-See in der südlichen Provinz Småland, als sie eine unerwartete Entdeckung machte. Sie hielt das Objekt im ersten Moment für einen Stock, der im Boden steckte – bis sie es herauszog und zu ihrer Überraschung ein Schwert vor Augen hatte.

Sagas Vater verständigte am nächsten Tag eine Archäologin aus dem nahegelegenen Museum von Jönköping, die rasch den historischen Wert des Fundstücks erkannte. Das etwa 85 Zentimeter lange und stark vom Rost zerfressene Schwert, das noch in den Resten einer Scheide aus Leder und Holz steckt, stammt der ersten Analyse nach aus dem 5. oder 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung: also noch vor der Wikingerzeit, die auf schwedischer Seite freilich eher auf Handelsfahrten nach Osteuropa als auf die bekannten Plünderzüge der westskandinavischen Wikinger hinauslief.

Geheim gehalten

Die Entdeckung ereignete sich bereits im Juli, wurde aber erst jetzt bekanntgemacht, damit die Fundstätte nicht von Schaulustigen und Hobby-Archäologen überrannt wird. Das Durchkämmen des Seebodens durch Archäologen förderte bislang aber lediglich eine Brosche zutage, keine weiteren Funde.

Damit ist auch schwierig einzuordnen, warum sich das Schwert an dieser Stelle befand. Zunächst war man von einer Grabstätte ausgegangen, die der ungewöhnlich niedrige Wasserstand des Vidöstern im vergangenen Sommer freigegeben hatte. Inzwischen sind die Archäologen von dieser Theorie aber wieder abgekommen. Möglicherweise handelte es sich um eine Opferstätte.

Saga, die ihre Entdeckung monatelang geheimhalten musste, kann nun den Rummel um ihren Fund endlich genießen. Das Schwert selbst bleibt der Öffentlichkeit hingegen noch für einige Zeit vorenthalten: Wie Mikael Nordström vom Jönköping-Museum erklärte, muss es erst sorgsam konserviert werden und wird daher noch mindestens für ein Jahr nicht ausgestellt. (red, 5. 10. 2018)