Marie Laguerre (links) und ihre Anwältin. Der jungen Frau wurde Recht gegeben. Ein Mann hatte sie in Paris auf der Straße geohrfeigt und beleidigt.

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Paris – Weil er eine junge Französin auf offener Straße geschlagen hat, ist ein Mann zu sechs Monaten Haft verurteilt worden. Der 25-Jährige muss nach dem Urteil des Pariser Strafgerichts vom Donnerstag zudem 2.000 Euro an sein Opfer zahlen und auf eigene Kosten einen Sensibilisierungskurs über Gewalt gegen Frauen absolvieren.

Die 22-jährige Marie Laguerre hatte nach der Tat Aufnahmen einer Überwachungskamera veröffentlicht. Das Video fand international große Verbreitung und löst in Frankreich eine Debatte über Gewalt an Frauen aus.

Marie Laguerre

Die Staatsanwaltschaft hatte ein Jahr Haft für den Täter gefordert. Er war Laguerre nach eigener Darstellung zunächst gefolgt und hatte anzügliche Geräusche und Bemerkungen gemacht. Später habe der Mann einen Aschenbecher auf sie geworfen und ihr vor einem Cafe und vor dutzenden Zeugen ins Gesicht geschlagen, sagte sie aus. Auf dem Überwachungsvideo ist die Szene nicht vollständig zu erkennen.

"Ich wollte, dass mein Täter sich seines frauenfeindlichen Verhaltens bewusst wird", sagte Laguerre nach der Urteilsverkündung. Am wichtigsten sei für Laguere, dass der 25-Jährige sich bezüglich Gewalt an Frauen sensibilisieren muss – wie lange eine mögliche Gefängnisstrafe ausfällt sei hingegen nicht ihr Fokus gewesen. "Ich hoffe, dass er danach nie wieder eine Frau belästigen oder verletzen wird", sagte sie gegenüber der Zeitung "Libération".

Ministerin will hart gegen Gewalt an Frauen vorgehen

Laguerre veröffentlichte das Video der Tat, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Die französische Gleichstellungsministerin Marlene Schiappa sagte zu dem Fall, es stehe die "Freiheit der Frauen" auf dem Spiel, sich frei in der Öffentlichkeit zu bewegen.

Schiappa hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, durch das künftig auch sexistische Belästigungen auf der Straße bestraft werden können. Das Gesetz schafft dazu die Möglichkeit einer Geldstrafe von mindestens 90 Euro für "sexistische Beleidigung". Eine erste Verurteilung gab es Ende September: Ein Mann muss 300 Euro Bußgeld bezahlen, weil er eine 21-Jährige im Bus als "Hure" beschimpfte. Die Ministerin plant außerdem ein härteres Vorgehen gegen Gewalt in der Ehe. (red, APA, AFP, 5.10.2018)