Foto: APA/GERARD JULIEN

Einem globalen Publikum, jenem, das über die Opernwelt hinausragt, ist sie 1987 als heiter-sympathische Diva bekannt geworden: Bei dem für die olympischen Sommerspiele in Spanien geschriebenen Lied "Barcelona" umgarnte Montserrat Caballé die rockigen Töne von Queen-Sänger Freddie Mercury mit ironisch großzügigen Gesten und weit ausschwingenden Kantilenen. Das Duett landete als emphatischer Crossover-Hit in den Hitparaden. Zu jenen Zeitpunkt war Caballé längst schon zum Inbegriff des edlen Belkanto geworden. Sie war auch längst jene Legende, der an eine ferne Zeit erinnerte, da Oper der glanzvollen Stimme den Vorzug vor subjektiv ambitionierter Regie gab.

Freddie Mercury Solo

Caballé verfügte zwar über ein breites Repertoire, hatte zu Beginn ihrer Karriere viel Mozart und Richard Strauss gesungen. Als sie bekannt wurde, und dabei war 1965 das Einspringen für Kollegin Marilyn Horne in Gaetano Donizettis "Lucrezia Borgia" in New York mitverantwortlich, erwies sich das Repertoire des italienischen Faches – und dabei speziell jenes von Donizetti, Bellini und Rossini – als Kern dessen, was großen Häuser von der Sängerin begehrten. Caballé, 1933 in Barcelona geboren, war die große Dame der delikate Linien, die besonders in Höhenlagen einer Partie vollends ihren Zauber entfalten konnte. Es war dabei diese besondere Pianissimokultur, diese Leichtigkeit, mit der sie eine Phrase auch mit Legato-Charme versah, die magische Opernmomente entstehen ließen. Daraus entsprang Weltruhm.

Caballé an der Wiener Staatsoper

Noch in der Spätphase ihrer Karriere, als die Stimme ihre beste Zeit hinter sich gebracht hatte, konnte sich dieses Wunder eines filigranen, melancholisch getönten Singens entfalten, das Musik poetisch entschweben ließ. An der Wiener Staatsoper hatte Caballé 1959 als Donna Elvira in Mozarts "Don Giovanni" debütiert. Sie war auch Salome, Elisabeth ("Don Carlo"), Tosca oder Leonora ("La Forza del Destino"). 2007 hatte sie im Haus am Ring an der Seite damals sehr junger Stars wie Natalie Dessay und Juan Diego Flórez noch einen heiteren Auftritt als Duchesse de Crakentorp, die ein Schweizer Volkslied singt. Nicht unpassend. "La Montse" verfügte auf und hinter der Bühne über eine markante komödiantische Seite. In Erinnerung bleibt jedoch wohl für alle Zeiten die Eleganz und Schönheit ihrer Stimme.

Nach einem Sturz vor einigen Jahren war die zweifache Mutter zumeist auf den Rollstuhl angewiesen, sie trat nur noch sitzend auf. Nun ist die große Sopranistin Montserrat Caballé in Barcelona 85-jährig gestorben. (Ljubisa Tosic, 6.10.2018)