Es ist ein merkwürdiger Salon heuer in Paris. Dort, wo 1898 die weltweit erste Automesse mit internationaler Bedeutung ausgerichtet wurde, wirkt die Mondial de l'Automobile, die bis 14. Oktober läuft, diesmal herstellerseitig radikal ausgedünnt.
Durch Abwesenheit glänzen FCA (Alfa, Fiat, Jeep), Ford, Mazda, Opel, Mitsubishi, Nissan, Infiniti, Subaru, Volvo, die Marke VW (sowie die Konzerntöchter Bentley, Bugatti, Lamborghini). Letztlich konzentriert sich das Geschehen auf dem Messegelände auf die Hallen 1, 4 und 5 – das erspart einem viel Rennerei. Andrerseits stehen ungewöhnlich viele Neuheiten im Rampenlicht, etliche Hochkaräter debütieren, darunter auch der erste Schwung an Elektroautos, die deren Massenfertigung einleiten.
Die Lage der Branche ist weiterhin rosig. Die europäische Dieseldebatte, zeigt sich einmal mehr, hat nur marginale Auswirkungen auf weltweiten Absatz und Autokonjunktur, die Trumponomics schlagen noch nicht zu Buche.
Damit zur Mondial. In der Länderwertung lässt sich folgende Beobachtung machen: Anders als in den letzten Jahrzehnten heißt es an der biennal veranstalteten Herbstmesse – an den geraden Jahren ist immer Paris dran, die ungeraden bespielt Frankfurts IAA – nicht mehr "Frankreich und dann der Rest", sondern es dominieren die Deutschen, die zudem als die innovativsten Hersteller der Welt gelten. Der PSA-Konzern – präsent sind Peugeot, Citroën und DS – legt zwar eine schöne Performance hin, und von den asiatischen Herstellern ist insbesondere Toyota zu nennen, das Gros der wichtigen Premieren, Konzepte und Studien stammt aber aus Germaniens Wäldern.
Trends? Bei Fahrzeugkategorien war es bei den großen Salons zuletzt meist so, dass (Super-) Sportwagen und elitäre Limousinen einen Ausgleich zur immer stärker werdenden Dominanz der SUVs bildeten. Das ist in Paris mangels Präsenz vieler Hersteller nicht so ausgeprägt.
An Serienmodellen bei SUVs und Crossovern zu melden sind, der Größe nach: Suzuki Jimny (ein waschechter Geländewagen), DS 3 Crossback und C5 Aircross (Europa-Premiere), Seat Tarraco, Toyota RAV4 (auch Europa-Debüt), Audi Q3, BMW X5, Mercedes GLE – sowie die batterieelektrisch betriebenen Kia Niro EV, Mercedes EQC und Audi e-tron.
Andererseits gibt es bei den klassischen Karosseriekonzepten etliche hochwichtige Neuzugänge. Bei den Kleinwagen wäre dabei der neue Audi A1 zu erwähnen, in der Kompaktklasse die B-Klasse von Mercedes und die A-Klasse-Limousine, und Limousinen gibt es auch in der Mittelklasse mit Toyota Camry, BMW 3er und Lexus ES. Hinzu gesellt sich eine knappe Handvoll Kombis, die heutzutage meist lifestylig dargeboten werden: Toyota Corolla TS, Kia ProCeed (Shooting Brake), Peugeot 508 SW, Audi A6 Avant.
Im Bereich Sport und Coupé stehen der Roadster BMW Z4 und das noble 8er-Coupé im Rampenlicht, weiters die Studien Porsche Speedster Concept und Mercedes EQ Silver Arrow. Und wenn wer nach der sonst noch lässigsten Studie vom Pariser Salon fragen sollte – ganz klar: Peugeot e-Legend Concept. (Andreas Stockinger, 6.10.2018)