Die Legenden um Vlad III. (1431 – 1476), genannt "der Pfähler", inspirierten Bram Stoker zu seinem Roman "Dracula".

Illustration: romanian tourism

Vlad III. (1431 – 1476) ist eine der bekanntesten Gestalten aus dem spätmittelalterlichen Südosteuropa. Vor allem seine Beinamen sind heute geläufig: Drăculea bzw. Dracula und "der Pfähler". Als Vorlage für Bram Stokers Vampir "Dracula" erlangte er weltweite Berühmtheit. Als historische Figur versuchte er in der Walachei nach orientalischem Vorbild eine autoritäre Herrschaft zu etablieren und einen Kreuzzug gegen das Osmanische Reich zu führen.

Während sich der Name Dracula vermutlich von der Mitgliedschaft seines Vaters Vlad II. im Drachenorden Kaiser Sigismunds ableitete, wurde er im Volksmund wegen seiner bevorzugten Hinrichtungsmethode zum "Pfähler". Nun legt ein interdisziplinäres Forscherteam die bearbeitete Dokumentation "Corpus Draculianum" vor, die alle Quellen zu Vlad dem Pfähler von 1448 bis 1650 vereint. Die ersten beiden Teilbände werden am 12. Oktober 2018 auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert.

Das "Corpus Draculianum" führt private, diplomatische und Handelskorrespondenzen, Verhandlungsprotokolle, Verwaltungsdokumente, Narrativ- und Bildquellen sowie Inschriften, Münzen und Siegel in einem großen Werk zusammen. Die in 17 europäischen und orientalischen Sprachen verfassten Quellen werden zweisprachig (Originaltext und Übersetzung) kritisch ediert und ausführlich kommentiert. Die Leitung des Projekts liegt bei Thomas Bohn von der Universität Gießen.

Originaldokumente und Berichte

"Corpus Draculianum" richtet sich aber nicht nur Wissenschafter, die die Quellensammlung als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten nutzen können: Die Herausgeber wollen damit auch ein allgemeines Publikum ansprechen, das sich für die reale Figur hinter dem berühmten Vampir interessiert. Der Teilband I/1 enthält etwa 61 Briefe und Urkunden aus der Kanzlei Vlads sowie anderer Herrscher und Adeliger der Walachei. Die in Latein, Kirchenslavisch, Rumänisch und Ungarisch überlieferten Dokumente stehen der historischen Gestalt besonders nahe: Der Woiwode selbst, seine Verbündeten und Widersacher kommen zu Wort und bieten unmittelbare Einblicke, etwa in die osmanische Eroberung Südosteuropas und in die spätmittelalterliche Kreuzzugsbewegung.

Teilband I/2 versammelt alle mittel- und westeuropäischen Berichte über die Herrschaft und die Kriege Vlads gegen Osmanen, Ungarn und den aufständischen walachischen Adel. Die 122 Dokumente entstammen den Herrscherkanzleien der bedeutendsten Mächte sowie der einflussreichsten Diplomaten dieser Zeit und bieten aufgrund ihrer weitläufigen Informationen ein facettenreiches Porträt des Woiwoden. (red, 7.10.2018)