Entsetzte Gesichter löste die Selbstzerstörung eines Bildes von Banksy aus.

Foto: www.banksy.co.uk

Die werte Kunstkäuferschaft traute ihren Augen kaum. Ein Bild des Künstlers Banksy hatte im Londoner Auktionshaus Sotheby's soeben seinen Käufer gefunden. Da glitt das Blatt plötzlich nach unten durch den Rahmen – und zwar in feine Streifen geschnetzelt. Möglich machte den Zauber ein im Bilderrahmen verbauter Schredder. Er wurde offenbar per Fernsteuerung angeworfen, gleich nachdem ein Telefonbieter den Zuschlag um 1,2 Millionen Euro erhalten hatte.

Ob Banksy selbst das Knöpfchen drückte, ist ungewiss. Ebenso, ob der Schelm auch gleich selbst den Telefonbieter organisiert hatte. Die Identität des Street-Art-Künstlers ist nach wie vor ungeklärt. Dass ein Mitglied der Band Massive Attack hinter dem Namen steckt, glauben manche. Eine andere Vermutung ist, dass er jener französische Graffiti-Artist ist, der koketterweise in einer von Banksy gedrehten Filmdoku auftrat.

Das Ephemere der Werke

Bekannt jedenfalls sind die Schablonengraffitis, die immer wieder da und dort an Wänden im öffentlichen Raum auftauchen. Gemeinsam ist ihnen eine antikapitalistische, sozialkritische Stoßrichtung. Das Mädchen mit Ballon, von dem eine Reproduktion in London nun für Aufsehen sorgte, ist eine Art Markenzeichen.

Dass just dieses Motiv dran glauben musste, kann man symbolträchtig nennen: Mit seinem Scherz hat Banksy effektvoll bekräftigt, dass seine Werke schwer zu "besitzen" sind. Das Ephemere, Ballonhafte gehört zu ihrer Natur. Möglich wäre allerdings – nichts Genaues weiß man bisher nicht -, dass das geschredderte Mädchen mit Ballon am Ende eh noch mehr wert ist als zuvor das intakte. (Roman Gerold, 8.10.2018)