Herbert Kickl würde man wünschen, er hätte ein Jusstudium beendet, auf dass er mit etwas Grundwissen über Gewaltenteilung und Gleichheitsgrundsatz versehen wäre.

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Vergangenen Mittwoch gab es an der Uni Wien einen Festakt im Zeichen der Bildung. Verabschiedet wurde der Philosoph Konrad Paul Liessmann, der mit seinen heterodoxen Gedanken zu diesem Thema etliche Bestseller geschrieben hat und viel Skepsis angesichts der Versprechungen der neuen Technologien vertritt, welche er gerne als "interpassiv" bezeichnet.

Schriftsteller Franz Schuh, einer der Laudatoren, unterstrich, dass es in der einstigen Bildungspartei SPÖ heute möglich ist, einem Genossen vorzuhalten, er sei in der Lage, Shakespeare-Zitate "in fünf Sprachen" aufzusagen, dies natürlich abschätzig gemeint.

Ob Politiker akademisch gesalbt sein sollten, ist eine seit je kontroversiell diskutierte Frage. Heinz Faßmann merkt man stets an, welches Unbehagen es ihm bereitet, in einem intellektuell eher anspruchslosen Regierungsumfeld die Rolle des universitären Schmuckeremiten zu spielen. Seinem Kollegen Herbert Kickl würde man dagegen wünschen, er hätte ein Jusstudium beendet, auf dass er mit etwas Grundwissen über Gewaltenteilung und Gleichheitsgrundsatz versehen wäre.

Es geht nicht um den Dünkel der Gschdutierten. Es ginge vielmehr darum, den zynischen Glauben zu entkräften, dass ein paar Kurse Kampfrhetorik und ein abgebrochenes Bachelorstudium in Demagogie heute ausreichen, um eine politische Spitzenkarriere zu bestreiten. Leider scheint dies aber häufig tatsächlich der Fall zu sein. (Christoph Winder, 7.10.2018)