Hat der 100. Todestag eine kleine Renaissance Marie von Ebner-Eschenbachs, 1830 auf Schloss Zdislawitz in Mähren geboren und 1916 in Wien verstorben, ausgelöst? Immerhin hat sich diesen Sommer ein Theater- und Wortkunstfestival am Semmering ganz ihrem Werk verschrieben.

1901 erschien im Band Aus Spätherbsttagen die Erzählung Maslans Frau, die ungewöhnlich ist. Nein, nicht weil es mit einem Gespräch zwischen dem jungen Pfarrer, neu am Orte, und dem Arzt einsetzt über Matej Maslan, der im Sterben liegt. Und über seine Frau, die einen großen Hof bewirtschaftet. Vielfach von ihm betrogen, insistiert sie, aufsehenerregend für die Zeit um 1900, auf Gleichrangigkeit, Respekt und dem Einhalten abgegebener Schwüre, die Ehre aufrechtzuerhalten. Und sich daher nicht zu sehen.

Der junge Wiener Rafael Wagner hat diese von Energie durchpochte Emanzipationsprosa avant la lettre eingelesen. Man wünschte sich hie und da etwas mehr Akzentuierung, mehr Volumen in der Stimme. Ein schöner Einstieg ist es aber allemal. (Alexander Kluy, 6.10.2018)