Innsbruck – Lawinenexperten haben vor den Auswirkungen des Klimawandels auf den im Falle einer abgehenden Lawine wichtigen Schutzwald gewarnt. So seien etwa Borkenkäfer zunehmend auch in Bergregionen anzutreffen. Auch die vermehrt auftretenden Stürme nannten die Forscher bei einer Pressekonferenz im Rahmen des "ISSW" (International Snow Science Workshop) in Innsbruck als Problem.

Dass die Baumgrenze durch den Klimawandel nach oben wandert, sei längst gesichert und auch weithin bekannt. Dass sich dadurch auch die Zusammensetzung der Schutzwälder ändert, sei hingegen noch wenig im Bewusstsein verankert. Auf diese Wald-Transformation wies Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald, hin und prognostizierte, dass es "in Richtung Mischwald und weg von einer Baummonokultur" gehen müsse.

Doch Baum ist nicht gleich Baum und Wald nicht gleich Wald. Auch die Mischung unterschiedlicher Baumarten als alleiniges Merkmal mache es nicht aus. Es gebe, zumindest was die natürliche Lawinensicherung betrifft, geeignetere und ungeeignetere Bäume. "Tanne und Bergahorn" nannte Karl Kleemayr, Leiter des Instituts für Naturgefahren, dabei als besonders lawinengeeignet. Förderungen für diese Baumarten seien zu forcieren.

Neue Herausforderungen

Der so in Zukunft womöglich anders durchmischte Schutzwald wird es jedenfalls künftig mit neuartigen Lawinen-Herausforderungen zu tun bekommen. Denn der Klimawandel hat auch Einfluss auf die Lawinen und deren Beschaffenheit. So hätten beispielsweise die "Gleitschneelawinen" stark zugenommen, berichtete Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndiensts Tirol. Auch die Zahl der sogenannte "Nassschneelawinen" habe sich erhöht. Bei diesen seien nicht nur Schnee, sondern oft auch Erdreich und Steine im Spiel.

Allein auf Schutzwald könne man sich nicht verlassen. "Multifunktionale Netze", hielt Kleemayr für zukunftsträchtig, während Gebhard Walter, Leiter des WLV Tirol, auf "neue IT-Lösungen" setzt, die es ermöglichen würden, "vorhandene Lawinen-Schutzbauten zu überwachen und auf Schäden schneller zu reagieren".

Über diese und weitere Fragen wird man beim ISSW diskutieren, der vom 7. bis 12. Oktober in Innsbruck über die Bühne geht. Als Anspruch hat man sich dabei "Forschung für die Praxis – Praxis für die Forschung" auf die Fahne geschrieben. "Schneehydrologie" steht ebenso am Plan wie beispielsweise "Werkzeuge für die Lawinenvorhersage". (APA, 9.10.2018)