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Der Journalist und Regimekritiker Jamal Khashoggi hatte das saudische Konsulat in Istanbul am vergangenen Dienstag betreten, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen, war aber nicht wieder herausgekommen.

Foto: AP Photo/Hasan Jamali

Budapest – Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat im Fall des in Istanbul verschwundenen und möglicherweise ermordeten saudischen Journalisten Aufklärung von Riad gefordert. Auch vom Verbündeten USA kam der Ruf nach einer "gründlichen Untersuchung".

Sollte Jamal Khashoggi das Konsulat in Istanbul wieder verlassen haben, müsse Saudi-Arabien das beweisen, sagte Erdoğan am Montag in Budapest auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

Die saudischen Behörden müssten dementsprechende Videoaufnahmen haben, sagte er. Es sei die "politische und menschliche Pflicht" der Türkei, dem Fall nachzugehen. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Ziel sei, so bald wie möglich ein Resultat zu erhalten. Seit dem 2. Oktober gebe es jedoch keine Spur von Khashoggi.

Ein falsches Wort genügt

Der Journalist und Regimekritiker hatte das Konsulat Saudi-Arabiens im Viertel Levent am vergangenen Dienstag betreten, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen, war aber nicht wieder herausgekommen. Seine Verlobte wartete nach eigenen Angaben stundenlang vor dem Eingang auf ihn. Medien und Freunde berichteten daraufhin unter Berufung auf türkische Ermittler und Regierungskreise, Khashoggi sei ermordet worden. Saudi-Arabien wies die Vorwürfe zurück. Aus Riad hatte es geheißen, Khashoggi sei nach dem Verlassen des Konsulat verschwunden.

Die BBC veröffentlichte am Donnerstagabend einen ungewöhnlichen Mitschnitt von Gesprächen, die Khashoggi off air vor einem Interview mit Journalisten geführt hatte. In diesen sprach Khashoggi nur wenige Tage vor seinem Verschwinden über die zunehmende Repression in Saudi-Arabien. Es gebe immer wieder Leute, die verschwinden würden, ohne, dass man wisse, was der Grund dafür sei. Erst kürzlich sei ein Freund von ihm festgenommen worden, ohne, dass ein Grund dafür genannt worden sei. "Vielleicht hat er bei einer Dinner Party etwas falsches gesagt", so Khashoggi.

USA fordern Untersuchung

Auch die USA fordern Aufklärung von ihrem engen Verbündeten Riad. "Wir rufen die Regierung Saudi-Arabiens auf, eine gründliche Untersuchung des Verschwindens von Herrn Khashoggi zu unterstützen", sagte US-Außenminister Mike Pompeo. Die USA erwarteten zudem von Riad Transparenz dieser Untersuchung.

Zuvor hatten sich bereits US-Präsident Donald Trump und sein Vize Mike Pence besorgt über das Verschwinden des regierungskritischen saudi-arabischen Journalisten geäußert, der seit seiner Flucht in die USA auch für die "Washington Post" gearbeitet hatte.

"Ich bin besorgt", sagte Trump am Montag im Weißen Haus. Er hoffe auf eine positive Lösung. "Im Moment weiß niemand etwas darüber, aber es kursieren einige böse Geschichten. Das gefällt mir nicht." Sollten diese Berichte über den Tod Khashoggis wahr sein, wäre dies "ein tragischer Tag", twitterte Pence. "Gewalt gegen Journalisten weltweit ist eine Bedrohung der Pressefreiheit und der Menschenrechte", schrieb er und forderte Aufklärung. "Die freie Welt hat Antworten verdient."

Kneissl "sehr besorgt"

Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) zeigte sich am Montag "sehr besorgt über das, was die barbarische Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Ahmad Khashoggi zu sein scheint" und forderte eine eingehende Untersuchung des Falles. Alarmiert zeigte sich die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Nach Ansicht von Beobachtern ist das Verschwinden Khashoggis kein Einzelfall, sondern Muster einer immer aggressiveren Außenpolitik des 33 Jahre alten saudi-arabischen Thronfolgers, Kronprinz Mohammed bin Salman. Unter anderem gilt er als Initiator der Blockade des Nachbaremirats Katar von 2017, die auch zu Spannungen mit der Türkei führte. Damals unterstützte Ankara das Golfemirat. (APA, red, 8.10.2018)