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Die Zeit bis März 2019 vergeht zu schnell, um bereits dann auf ihre zweimal pro Jahr stattfindende Umstellung verzichten zu können, finden 16 EU-Staaten.

Foto: AP / Virginia Mayo

Brüssel – Die Pläne der EU-Kommission, die zweimal jährlich erfolgende Umstellung auf Sommer- und Winterzeit bereits im kommenden Jahr zu beenden, wackeln offenbar. 16 Mitgliedstaaten sollen bei einem informellen Treffen den ambitionierten Zeitplan kritisiert haben, berichtet das Magazin "Politico".

Die Kommission fordert von den Mitgliedstaaten, bis zum 31. März 2019 eine Entscheidung darüber mitzuteilen, welcher Zeitzone sie künftig angehören wollen. Davon soll abhängen, ob sie nach der dann fälligen Umstellung auf die Sommerzeit im März im Oktober 2019 noch einmal die Uhren auf Winterzeit stellen oder bereits die ewige Sommerzeit beibehalten.

Uneinigkeit über Zeitzone

Diese Deadline ist aus Sicht der Mehrzahl der EU-Mitglieder aber schwierig einzuhalten, weil für die Entscheidung über die künftige Zeitzone schwierige Konsultationen mit anderen Staaten nötig seien. Das betrifft vor allem jene Länder, die aneinander grenzen: So haben etwa die Regierungen Deutschlands und Österreichs bereits zu verstehen gegeben, dass sie künftig die ewige Sommerzeit einhalten (und damit in die Osteuropäische Zeitzone wechseln) wollen.

Ähnlich verhält es sich nach Angaben von "Politico" mit Portugal (das aber bereits jetzt in einer anderen Zeitzone ist) und Polen. Die weiter nördlich gelegenen Staaten Dänemark, Finnland und Niederlande, in denen es im Sommer ohnehin lang hell ist, sollen hingegen zur ewigen Winterzeit neigen. Genau solche Konstellationen will die Kommission mit Blick auf die harmonisierte Wirtschaft und den einfachen Warenverkehr zwischen Ländern aber vermeiden. Griechenland will als einziger Staat die Zeitumstellung überhaut beibehalten.

Kritik an Abstimmung

Die Kommission hatte im Sommer mit den schnellen Vorschlägen auf eine Online-Umfrage reagiert, an der 4,6 Millionen Menschen teilgenommen hatten. 84 Prozent hatten damals das Ende der Zeitumstellung gefordert, eine deutliche Mehrheit hatte sich für die ewige Sommerzeit ausgesprochen. Wegen des vergleichsweise großen Interesses am Thema hatte die Kommission versucht, besonders zügig zu reagieren.

Allerdings gab es auch Kritik an der Abstimmung. Weil die Teilnahmerate nur 0,89 Prozent der EU-Bevölkerung entspreche, seien die Bürger ungenügend in die Entscheidungsfindung einbezogen worden, hieß es. Zudem hatten sich Deutsche und Österreicher in wesentlich größerem Umfang beteiligt als Bürger anderer EU-Staaten. Die Ergebnisse seien daher nicht repräsentativ.

Dümmer, dicker, grantiger

Schlafforscher kritisierten zudem, dass man die Entscheidung nicht den Betroffenen, sondern Experten überlassen solle. Die Menschen zu fragen, welche Zeit sie gerne hätten, sei nicht der richtige Weg. Diese würden sich dann mit Blick auf die Möglichkeit, am Abend noch Sonnenstunden zu genießen, für die bequeme Möglichkeit der ewigen Sommerzeit aussprechen. Damit würden sie aber Erkenntnisse der Wissenschaft ignorieren, die eine ewige Winterzeit für gesünder halte, weil es dann früher hell sei (im Juni wäre in Wien dann etwa um 3.54 Uhr Sonnenaufgang).

Ein deutscher Schlafforscher brachte das auf die Formel, die Bürger hätten dafür gestimmt, künftig "dicker, dümmer und grantiger" zu sein. Einen Beleg dafür, dass dieser Befund etwa auf Menschen in Spanien – wo die gleiche Zeitzone wie in Deutschland und Österreich gilt, die Sonne aber rund eine Stunde später auf- und untergeht – zutrifft, lieferte er nicht. (mesc, 9.10.2018)