Drei Jahre lang bestand das Problem, ehe die Betreiber von Grindr nun tätig wurden.

Foto: Grindr

Die Dating-App Grindr zählt als beliebtes Verabredungswerkzeug für homosexuelle und bisexuelle Männer und transsexuelle Personen. Ähnlich wie Tinder vermittelt es Partner aus dem eigenen Standortumkreis. Mitglieder können dabei anderen Usern auf ihrem Profil diverse Informationen über sich bereitstellen.

Drittsoftware leakt alle Daten

Allerdings gibt es ein Problem. Denn ein quelloffenes Desktop-Tool namens Fuckr macht diese Daten praktisch für jeden verfügbar. Das seit 2015 existierende Werkzeug ist aber erst kürzlich in den Fokus der breiteren Öffentlichkeit und der Grindr-Entwickler geraten, nachdem das Portal Queer Europe das Problem in einem großen Bericht thematisierte. Seitdem ist Feuer am Dach, dokumentiert Torrentfreak.

Während die Dating-App selbst Usern nur anzeigt, wie weit in etwa andere Nutzer von ihnen entfernt sind, liefert Fuckr über Triangulation Standortangaben, die bis auf wenige Meter genau sind. Dazu werden auch diverse andere Daten angezeigt, etwa Profilfotos, die bevorzugte Stellung oder der HIV-Status. Informationen, die die Identifizierung von Teilnehmern möglich machen und schwerwiegende Folgen für ihr Privat- und Berufsleben haben können – insbesondere in Ländern, in denen Homosexualität gesellschaftlich geächtet oder überhaupt gesetzlich verboten ist.

Grindr hatte laut Zahlen aus 2017 rund 27 Millionen Mitglieder. Die App ist in über 190 Ländern verfügbar.

Der alternative Client ermöglicht es, Nutzerstandorte auf wenige Meter genau anzuzeigen.
Foto: Queer Europe/Fuckr

Gegendarstellung macht Prozess notwendig

Nach dem Erscheinen des Queer Europe-Berichts reichte Grindr eine Copyright-Beschwerde gegen Fuckr beim Codehosting-Portal Github ein, woraufhin die Projektdaten des alternativen Clients offline genommen wurden. Auch rund 90 Klone und Forks von Fuckr wurden mittlerweile entfernt.

Die Software sei dafür gemacht, "technische Maßnahmen zur Begrenzung des Zugriffs" zu umgehen, hieß es in der DMCA-Beschwerde von Grindr. Der Programmierer von Fuckr hat nun allerdings eine Gegendarstellung übermittelt und bestreitet darin diesen Vorwurf. Sein Programm würde auch keine Inhalte abrufen, die unter Copyright der Dating-App-Betreiber stünden.

Ein Vorgehen, das die Angelegenheit in rechtlicher Hinsicht verkompliziert. Will Grindr sicherstellen, dass Fuckr auf Github gelöscht bleibt, so muss das Unternehmen wiederum selbst einen Einspruch an Github übermitteln, da andernfalls der Code der Software nach spätestens zwei Wochen wieder verfügbar wird. Zudem muss man gegen den Entwickler des Open-Source-Clients vor Gericht ziehen, um eine endgültige Klärung herbeizuführen.

Code wohl kaum aus dem Netz zu bekommen

Wie einfach oder schwer dies ist, hängt wiederum auch davon ab, wo dieser seinen Wohnsitz hat. Es bleibt abzuwarten, welche Vorgangsweise Grindr wählt, die App-Entwickler könnten alternativ auch versuchen, technische Maßnahmen setzen, um die Datenabfrage von Fuckr zu unterbinden.

Denn den Code des problematischen Tools aus dem Netz zu kriegen, dürfte so gut wie unmöglich sein. Dieser wurde nämlich schon auf anderen Codehosting-Plattformen gesichtet und kursiert wohl auch andernorts. (red, 09.10.2018)