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Im ehemals verruchten, mittlerweile heruntergekommenen Luxushotel El Royale werden seine Gäste keine gute Zeit verbringen.

AP

Wien – Was der Titel verspricht, das hält er: Im ehemals verruchten, mittlerweile heruntergekommenen Luxushotel El Royale werden seine Gäste keine gute Zeit verbringen. Es könnte Blut fließen, vielleicht Tote geben, was auch immer man unter "bad times" verstehen möchte. Der Schauplatz spielt in Drew Goddards Neo-Noir-Thriller die eigentliche Hauptrolle: Das reale Cal Neva Resort, das als Kasino (teils im Besitz Frank Sinatras) mit Skandalen Geschichte schrieb, dient dem El Royale als Vorbild.

20th Century Fox

Dessen Blütezeit als "Schlupfwinkel der Schickeria" ist längst passé: Das meist verlassene Hotel liegt am Rande des Lake Tahoe an der Grenze zwischen California und Nevada – und erinnert dank grandioser Ausstattung (Martin Whist) ebenso an den Glanz eines Grand Budapest Hotel wie an Twin Peaks. Weniger skurril aber als Anderson oder Lynch, lässt Goddard im Jahr 1969 inmitten des Prunks aus Vinyl, Marmor, Brokat und Kristallaschenbechern sieben Fremde aufeinandertreffen, einer mysteriöser als die andere.

Ein Hotel wird zum Schauplatz der Gewalt

Da wären Pater Flynn (schön schurkenhaft: Jeff Bridges), der sich als vergesslicher Priester geriert und auf Soul-Sängerin Darlene Sweet (singend und brillant: Cynthia Erivo) stößt, von männlicher Bevormundung gelangweilt. Einen Macho im Anzug verkörpert Jon Hamm, doch die Rolle des properen Staubsaugerverkäufers ist bloß Fassade – auch der milchgesichtige Concierge (Lewis Pullman) und Hippie-Chick Emily Summerspring (Dakota Johnson) haben es faustdick hinter den Ohren. Ihre Schwester Rose (Cailee Spaeny) und Chris Hemsworth als Sektenanführer, der Wichtigeres zu tun hat, als sein Hemd zuzuknöpfen, verwandeln das Hotel schnell in einen Schauplatz der Gewalt. Zwar verläuft in der Lobby eine Linie zwischen den zwei Staaten, gefährlich wird es jedoch auf beiden Seiten.

Noir-Elemente kokettieren in diesem Thriller mit schimmernden Hochglanzbildern: Neonlichter blitzen, und Nieselregen sah selten so sexy aus. Doch weder die bombastische Ästhetik noch ein hervorragender Soundtrack aus Soul und Rock mit viel Gesang von Cynthia Erivo können über Längen (das Ganze dauert 140 Minuten) und Aufbauschwächen hinweghelfen. (Lili Hering, 10.10.2018)