Frühestens am Freitag gibt es eine Ankündigung.

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"Sesseltanz aufgeschoben" – so lautet das Fazit französischer Medien, nachdem sie 24 Stunden lang vergeblich auf die Bekanntgabe der Kabinettsumbildung gewartet haben. Medienberichten zufolge hätte am Dienstag, genau eine Woche nach dem Rücktritt von Innenminister Gérard Collomb, sein Nachfolger bekanntgegeben werden sollen. Am Mittwochmorgen kam die Meldung aus dem Élysée-Palast, dass die Neubesetzung des Innenministeriums und etwaige andere Kabinettsumstellungen frühestens am Freitag bekanntgegeben werden.

Acht Tage. Warum so lange?

Kommentatoren sind sich uneinig: Die einen interpretieren den Aufschub als ein Zeichen der Stärke von Präsident Emmanuel Macron. Er wolle sich nicht unter Druck setzen lassen und nehme sich die nötige Zeit, um einen zu seinem Regierungskurs passenden Ersatz zu finden. Doch viele andere werten den Verzug als Schwäche. Für die Bestellung eines neuen Innenministers gingen ihm die Leute aus.

Möglicherweise, um solcher Kritik entgegenzuwirken, gab das Amt des Präsidenten bekannt, dass jegliche Kabinettsumbildung ohne Auflösung der jetzigen Regierung über die Bühne gebracht werden soll. Schließlich halte man am jetzigen Regierungsprogramm fest, ganz gleich, wie viele Neubesetzungen es geben werde.

"Business as usual"

Die französische Regierung gibt sich in ihrem Auftreten von den aktuellen Turbulenzen unberührt. Die Sitzung am Mittwoch fand wie gewohnt in alter Konstellation statt – mit der Ausnahme von Collomb, dessen Funktionen von Premier Édouard Philippe vorübergehend übernommen wurden. Auch Macron geht ungestört seiner Agenda nach. Bis Freitagabend werde er in Armeniens Hauptstadt Erewan verweilen, um an dem Frankophonie-Gipfel teilzunehmen. Erst danach soll eine Entscheidung zur Kabinettsumbildung gefällt werden. (Flora Mory, 10.10.2018)