Istanbul – Nach dem mysteriösen Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) eine unabhängige internationale Untersuchung gefordert. RSF beklagte am Mittwoch zugleich, dass seit September vergangenen Jahres in Saudi-Arabien mehr als 15 Journalisten und Blogger auf völlig undurchsichtige Weise festgenommen worden seien. In den meisten Fällen seien die Festnahmen nie offiziell bestätigt worden. Zudem sei unklar, wo die Betroffenen wegen welcher Vorwürfe festgehalten würden.

Der 59 Jahre alte Khashoggi hatte vor mehr als einer Woche das saudische Konsulat in Istanbul betreten und wird seither vermisst. Türkische Polizei- und Regierungskreise gehen Medienberichten zufolge davon aus, dass er im Konsulat ermordet wurde. Saudi-Arabien weist die Vorwürfe zurück und versprach, den Fall aufzuklären.

Der regimekritische Khashoggi war vor mehr als einem Jahr aus Angst vor politischer Verfolgung ins Exil in die USA gegangen. Dort schrieb er unter anderem Artikel für die "Washington Post".

Saudi-Arabien nutze traditionell undurchsichtige Methoden, um kritische Journalisten zum Schweigen zu bringen, kritisierte RSF. Deshalb sei im Fall von Khashoggi das Schlimmste zu befürchten. Zu den bekanntesten politische Verfolgten in Saudi-Arabien gehört der Blogger Raif Badawi. Er wurde 2014 zu zehn Jahren Haft und 1.000 Stockhieben verurteilt, weil er angeblich den Islam beleidigt hatte. (APA, dpa, 10.10.2018)