Die 1980er-Jahre lassen grüßen: Die Linzer Band Flut wurde vor zwei Jahren mit dem Song "Linz bei Nacht" bekannt.

Foto: Flut

Wien – Die Zeiten, in denen man mit Musik die Eltern ärgern konnte, sind lange vorbei. Ist ja alles bekannt, man ist selbst damit aufgewachsen. Eine der wenigen Möglichkeiten, tatsächlich noch für verdrehte Augen zu sorgen, besteht darin, Musik zu hören, die die Eltern in ihrer eigenen Jugend bis zum Erbrechen hören mussten. Hier kommen rein biologisch seit mittlerweile auch schon wieder über zehn Jahren die 1980er-Jahre ins Spiel.

Entgegen der Behauptung, die 1980er-Jahre seien so toll gewesen, weil man sich nicht daran erinnern könne, verhält es sich genau andersrum. Die 1980er-Jahre waren für die heutige Elterngeneration oft schrecklich, weil sie sich daran sehr genau erinnert.

Flut: "Alles"
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Liest man 2018 diverse Musikmagazine durch, kommt bei gefühlt einem Viertel der internationalen Neuerscheinungen irgendein Zusatz von wegen "beeinflusst von / im Geiste der 1980er-Jahre". Auch aktuelle österreichische Acts scheinen dabei die Plattensammlungen ihrer Altvorderen zu durchforsten. Wenn man etwas das erste Mal hört, klingt immerhin alles neu. Noch besser ist es, wenn alles neue Alte obendrein gut klingt.

Die aus Oberösterreich kommende Band Flut wurde vor gut zwei Jahren mit dem Song Linz bei Nacht bekannt. Es ist ein Lied, das alle Charakteristika der Band im Nukleus beinhaltet. Wir hören bräsige, verhallte Gitarren aus jener Zeit, in der Falco ein wenig Hardrockhärte mit den bitzelnden und höhenlastigen Synthesizern aus Pia Zadoras altem Hadern When the Rain Begins to Fall verschränkte und darunter ein Schlagzeug legte, das mehr im Hintergrund klöppelte als vorn an der Rampe wuchtete. Der Gesang Johannes Paulusbergers gibt sich dabei sympathisch regional geerdet, schielt also nicht in bundesdeutsche Großraumdiscos.

Flut: "Schlechte Manieren"
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Das nun veröffentlichte Debütalbum Global führt diese Charakteristika weg vom retrogardistischen Kopistentum zu einer sympathischen Frühreife. Ihr kann man Eigenständigkeit nicht absprechen.

Songs wie Schlechte Manieren oder Alles geraten auch dank Produzent Zebo Adam (Bilderbuch) zu gefälligen Äußerungen einer Generation, die sich offenbar darauf versteift, die elterliche Plattensammlung nicht um die Burg auf den Flohmarkt tragen zu wollen.

Mit den ständigen Falco-Bezügen, siehe auch der Abschlusssong Sommer in Mumbai, sollte aber bitte und bald Schluss sein. Wir Alten haben damals genug gelitten. Oder wollt ihr uns ärgern? (Christian Schachinger, 10.10.2018)