Wer von unseriösen Krypto-Plattformen seine Gewinne einfordert, stellt schnell fest, dass diese sich in Luft aufgelöst haben.

Toppress / K. Schöndorfer

Das schnelle Geld verlockt. Anders ist es kaum zu erklären, dass es Abzocker seit Jahrhunderten schaffen, mit ihrer Masche den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Mit dem Traum vom schnellen Kryptogeld-Reichtum ist das im Moment wohl die gängigste Form. Zu den bekanntesten Plattformen, die heuer aufgeflogen sind, zählt Optioment. Wie berichtet, laufen hier bereits Ermittlungen.

Doch abseits dieses Falles entstehen im Internet laufend neue Plattformen, die den schnellen Krypto-Reichtum versprechen. Sie heißen Cryptopoint (die Homepage ist mittlerweile nicht mehr erreichbar), Xtrader FX oder Glory Finance. Über diese Plattformen haben hunderte Österreicher und Deutsche zuletzt ihr Geld verloren. Dabei handelt es sich um vermeintliche Trader-Plattformen, die damit locken, dass mit kleinen Beträgen erste Erfahrungen gemacht werden können.

"Zu Beginn läuft auch alles gut", sagt ein Betroffener zum STANDARD. Die Trades, die von einem Händler ausgeführt werden, werfen Gewinne ab. Damit verliere man die Scheu vor weiteren Engagements, erzählt der Betroffene. Der Händler habe auch immer wieder angerufen, um Tipps zu geben, und habe Personen ermutigt, mehr Geld zu investieren. "Damit wurde vorgetäuscht, dass es sich hier um ein sicheres und stabiles System handelt", schlussfolgert der um sein Geld Gebrachte.

Letzter Trade mit Totalverlust

Solange man sein Geld auf dem Konto liegen lasse und weiter investiere, laufe alles gut. Alle Trades entwickelten sich positiv. Haarig sei es erst geworden, als der Betroffene seine Gewinne abschöpfen wollte. "Diese wurden einfach nicht überwiesen, auch mehrmaliges Insistieren half nichts." Dann kam es noch schlimmer: Plötzlich liefen die Trades nicht mehr so erfolgreich – oft ganz entgegen dem restlichen Markt. Käufe und Verkäufe von Kryptowährungen wurden weiterhin ausgeführt, obwohl Involvierte mehrmals um einen Stopp der Aktivitäten gebeten hätten. "Und dann führt ein Trade plötzlich zum Gesamtverlust des bisher eingesetzten und des bereits verdienten Kapitals", sagt der Betroffene.

"Auf diesen Plattformen wird alles nur simuliert", ärgert er sich heute. Er habe sein Lehrgeld bezahlt, sagt er. Man sei eben auch in gewisser Weise naiv. Und wenn man sehe, dass die Trades aufgehen, schalte auch das Gehirn ab. In weiterer Folge wurde Anzeige erstattet, auch bei der britischen Financial Conduct Authority (weil der Firmensitz in Großbritannien sein soll), und bei actionfraud.police.uk hat der Betroffene Meldungen gemacht.

Für Kunden wird es immer schwieriger, die Seriosität eines Finanzdienstleisters zu prüfen. Denn diese kennen keine Grenzen mehr, auch nicht beim Fälschen von Dokumenten. Laut heimischer Finanzmarktaufsicht (FMA) ist es derzeit anscheinend Trend, dass Personen oder Firmen, die in betrügerischer Absicht handeln, sich ihre Konzession durch eine Aufsichtsbehörde selbst erteilen. Das passiert, indem sie eine solche Behörde ganz einfach erfinden.

Erfundene Behördendokumente

Ein Beispiel dafür ist der von der FMA kürzlich als unseriös eingestufte Anbieter Gerber and Partners. Das Unternehmen bietet Finanz- und Wertpapiergeschäfte an, sitzt in Großbritannien (oder gibt zumindest vor, dort einen Firmensitz zu haben) und beruft sich auf eine Konzession der "Financial Supervisory Authority" (Finsa) – die es in Wirklichkeit laut FMA aber gar nicht gibt. Dazu verweist Gerber und Partners auf eine Website dieser frei erfundenen Finsa mit einem Unternehmensregister, das eine Registrierung vortäuschen soll.

Das Perfide daran: Wenn sich Anleger bemühen, bei dieser Finsa zu prüfen, ob das Unternehmen eine Konzession hat, bekommen sie von der erfundenen Behörde gefälschte, der österreichischen Gewerbeberechtigung nachgebildete Urkunden zu dem "registrierten" Unternehmen. In diesem Fall hat die FMA bereits bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet.

Auch die Aktivitäten von trustinbitcoin.at und bitclubnetwork.com wurden zuletzt an die Staatsanwaltschaft gemeldet. Laut FMA bezieht sich mittlerweile jede zweite Anzeige der Aufsicht auf ein Kryptowährungsunternehmen. Auch jede zweite Meldung, die über das Whistleblower-System der FMA eingehe, sei dem Krypto-Bereich zuzuordnen.

Um zu prüfen, ob ein Anbieter tatsächlich über eine Konzession verfügt, kann bei der FMA immer nachgefragt werden. Wer meint, dazu keine Zeit zu haben, weil das Angebot, das ihm vorgelegt wurde, nur jetzt oder für die nächsten paar Stunden so lukrativ ist – sollte davon gleich die Finger lassen. Die FMA warnt auch davor, Verträge abzuschließen, wenn einen ein Anbieter ungebeten via Telefon oder E-Mail kontaktiert. Dieses "Cold Calling" ist in Österreich verboten und laut FMA ein sicheres Anzeichen für betrügerische Absichten. (Bettina Pfluger, 12.10.2018)