Hermann J. Painitz 2007 im Museum Liaunig

Foto: Walter Schramm

Wien – Die Überwindung des Individuellen war in Hermann Josef Painitz' Schaffen von Anfang an wesentlich. Der 1938 in Wien geborene Künstler verfolgte einen streng analytischen Ansatz, der ihn in den 1960er-Jahren zum Außenseiter machte.

Einem objektivierenden Blick verpflichtet, verabscheute er den Phantastischen Realismus ebenso wie den abstrakten Expressionismus, wie er zu jener Zeit von den Künstlern rund um die Galerie nächst St. Stephan vertreten wurde. "Schmiererei", schimpfte Painitz, der jede spontane malerische Geste verweigerte. Seine geometrischen Kompositionen aus konzentrischen Kreisen spielten mit seriellen Prinzipien und Rhythmus – Resultate seines Strebens nach der völligen Ordnung, in der er die Bedingung des Lebens sah.

"Zentripetale Reduzierung (Erste rhythmische Phase einer linearen Entwicklung)" von 1964
Foto: Mumok

Logische Kunst

Weil seine Werke inneren Gesetzmäßigkeiten folgten, sprach Painitz selbst immer wieder von "logischer" Kunst. Er suchte verschiedene Zeichensysteme zu entwickeln, was in "gegenständliche Alphabete" und codierte Schriftbilder mündete. Es entstanden in den 1970ern aber auch "statistische Porträts" von Menschen, die in Kreisen die Stunden des Schlafens, Badens, Naschens einer einzigen Woche verzeichneten. Auch die Statistik von Nationalratswahlen befand Painitz für bildwürdig: 1971 übersetzte er die Stimmen- und Mandatsverteilung in unterschiedlich dicke Kreise auf Leinwand.

"Verschränkte Kreisläufe" von 1965
Foto: Mumok

2014 war seinem Oeuvre in der Landesgalerie Niederösterreich eine Retrospektive, die erste größere seit 1987, gewidmet. Und "Hermann J. Painitz und die Logik der Kunst" hieß erst im Vorjahr eine seinem Schaffen gewidmete Ausstellung im privaten Museum Liaunig in Neuhaus/Suha.

Wie sein Wiener Galerist Thomas Mark mitteilte, starb Hermann J. Painitz bereits am 4. Oktober nach langer Krankheit im 80. Lebensjahr. (Anne Katrin Feßler, 11.10.2018)

"Zeit im Bild" von 1962
Foto: Mumok