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Experimente haben gezeigt, dass Tiger und andere Großkatzen menschliche Duftwässerchen durchaus faszinierend finden.
Foto: REUTERS/Henry Nicholls

Skurril wirken die Schlagzeilen, die derzeit eine Tigerjagd in Indien macht. Der Hintergrund ist allerdings keineswegs lustig: Ein Tigerweibchen hat bereits mehrere Menschen getötet und muss daher dringend aus dem Verkehr gezogen werden. Herkömmliche Jagdstrategien sind jedoch erfolglos geblieben. Nun könnte ein Männerparfum versprüht werden, um die Tigerin aus ihrem Versteck zu locken, genauer gesagt "Obsession for Men" von Calvin Klein.

Duftwirkung

Was absurd klingt, hat eine durchaus lange Vorgeschichte. In Zoos ist es längst gängige Praxis, Tieren durch das Ausbringen von Duftstoffen den Alltag etwas abwechslungsvoller zu gestalten – aus dem gleichen Grund erhalten die Tiere Spielzeug oder Futter in Behältern, die zum Öffnen etwas Geschick erfordern.

Dass Katzen speziell auf menschliche Duftwässerchen interessiert reagieren, ist ebenfalls keine neue Entdeckung. Verantwortlich dafür dürften Substanzen sein, die natürlichen Verbindungen wie Moschus oder Zibet ähneln, den Drüsensekreten verschiedener Tierarten.

"Obsession" muss dabei übrigens keineswegs eine Sonderstellung einnehmen – es ist aber der Markenname, der seit einer Versuchsreihe im Zoo der Bronx Anfang des Jahrtausends am häufigsten gefallen ist, wenn es entsprechende Berichte gab. An die dürften sich nun auch die Behörden im indischen Bundesstaat Maharashtra erinnert haben. Der Männerduft wurde in den vergangenen Jahren bereits mehrfach bei Tigerjagden eingesetzt.

Die Tigerjagd mit herkömmlichen Mitteln ist bislang erfolglos geblieben, obwohl dutzende Ranger im Einsatz sind.
Foto: APA/AFP/ANUWAR HAZARIKA

Bislang soll das sechsjährige Tigerweibchen "T-1" neun Menschen getötet haben. Die Behörden befürchten, dass sich das Raubtier inzwischen auf menschliche Beute spezialisiert haben könnte. "T-1" hat zwei Junge zu versorgen, und an jagdbarem Wild mangelt es in seiner Heimatregion. Unter solchen Umständen kann der seltene Fall eintreten, dass sich ein Tiger zum Menschenfresser entwickelt.

Trotz der Todesfälle gilt vorerst immer noch die Devise, dass die Tigerin lebend gefangen und dann in einen Zoo oder ein Schutzgebiet gebracht werden soll. Ein Abschuss wäre nur das letzte Mittel. In jedem Fall muss "T-1" aber erst einmal gestellt werden – deshalb wird nun möglicherweise versucht, die Tigerin mit "Obsession" an eine Stelle zu locken, an der sie von den Jägern umstellt und entweder betäubt oder getötet werden kann. Noch ist die Entscheidung für den Einsatz des Parfums nicht gefallen, aber langsam gehen den Rangern die Optionen aus. (jdo, 11.10.2018)