Es wird nicht Wochen, sondern Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis die CSU das Wahlergebnis aufgearbeitet hat.

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Niederlagen? Kannte er nicht. Schlechte Umfragewerte? Waren ihm wurscht. Volle Kraft voraus, oft polternd, aber immer selbstbewusst und stolz: So agierte Franz Josef Strauß in Bayern.

Gewiss, der legendäre bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef hatte viele unrühmliche Seiten, aber die stehen derzeit beim Gedenken an seinen 30. Todestag nicht im Vordergrund. Man erinnert sich an den Kraftmenschen.

Erstaunlich ist, dass es CSU-Chef Horst Seehofer und Ministerpräsident Markus Söder auf den letzten Metern vor der Wahl nicht gelingt, sich beim großen Vorbild eine Scheibe abzuschneiden. Schon Tage vor der Wahl schieben sie einander die Schuld an dem absehbaren Desaster zu.

Die Wir-sind-doch-dicke-Spezln-Show der vergangenen Wochen hat ihnen ohnehin kein Mensch abgenommen. Aber dieses Verhalten jetzt vergrault sicher noch einige Wählerinnen und Wähler, die die CSU dringend bräuchte.

Es ist ein unwürdiger Abschluss eines Wahlkampfs, in dem die CSU viele Fehler gemacht hat. Vor allem gelang es ihr nicht, sich selbstbewusst zwischen den beiden Antipoden AfD und Grüne zu positionieren. Sie blinkte in die eine, dann in die andere Richtung und wurde zerrieben.

Es wird nicht Wochen, sondern Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, bis die CSU das Ergebnis der Wahl aufgearbeitet hat. Da sollten es Seehofer und Söder doch schaffen, in den letzten Stunden einfach zu schweigen. (Birgit Baumann, 12.10.2018)